Duschen und abkühlen
Hitzehilfe-Notunterkunft für Obdachlose eröffnet
In der Kurmärkischen Straße 1-3 hat Berlins erste Hitzehilfe-Notunterkunft für obdach- und wohnungslose Menschen eröffnet.
Das Leben auf der Straße ist bei Extrembedingungen hart und lebensgefährlich. Seit Jahren stellt der Senat im Winter im Rahmen der Kältehilfe Notunterkünfte zur Verfügung. Dort können die Menschen übernachten, duschen und bekommen etwas zu essen. Diese Hilfen gibt es jetzt auch im Sommer, denn brutale Hitzetage sind draußen genauso gefährlich wie klirrend eisige Winternächte. Vor allem für Alkoholkranke können Temperaturen über 30 Grad bedrohlich werden, wenn der Kreislauf kollabiert.
In der Kurmärkischen Straße hat der Internationale Bund Berlin (IB) im Auftrag des Senats das Modellprojekt „Hitzehilfe“ gestartet. Bis zu 30 Obdachlose täglich können hier Schutz vor der Sonne suchen und sich auf Liegen ausruhen. Wie die Senatssozialverwaltung betont, gibt es „einen großzügigen Garten zum Schutz vor Hitze“. Das Haus ist bis Ende September geöffnet. „Hitzehilfe ist dringend notwendig, um diejenigen zu schützen, die kaum Möglichkeiten haben, sich abzukühlen“, sagt Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke).
Der Senat finanziert weitere Projekte, die an Hitzetagen Hilfsangebote für Obdachlose machen. Die Karuna-Taskforce schickt bei Temperaturen über 30 Grad ihre Helfer los, die Wasser, Sonnencreme, Schirme, Hüte, Brillen und Hygieneartikel an obdachlose Menschen verteilen. In den vier klimatisierten Bussen vom Sozialträger Karuna, die in der Stadt unterwegs sind, können sich die Obdachlosen vom Hitzestress erholen und beraten lassen. Die Streetworker vom Verein Gangway haben ebenfalls mehr Geld für Hitzehilfe bekommen. Sie verteilen bis Ende August in Mitte und Neukölln Getränke, Sonnenschutz und Kleidung. Auch in den Wohnungslosentagesstätten in der Cuvrystraße in Kreuzberg und in der Gustav-Freytag-Straße in Schöneberg bekommen Obdachlose Getränke, Sonnencreme und Kopfbedeckungen. Die Tabor-Gemeinde in der Kreuzberger Taborstraße öffnet seit Kurzem zweimal pro Woche ihre Pforten. Jeweils zwei Stunden nachmittags am Mittwochs und Sonntag können sich Obdachlose in der kühlen Kirche abkühlen.
Der Senat verweist zudem auf die 200 Trinkbrunnen der Berliner Wasserbetriebe an öffentlichen Plätzen, wo jeder kostenlos kühles Leitungswasser bekommt. Für Joerg Richert, Geschäftsleiter des Karuna-Vereins, sind die Bemühungen des Senats nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wie er dem rbb sagte. Er fordert viel mehr Schattenplätze und „cooling center“. Richert nennt die Hitzehilfe in New York oder Seattle als positive Beispiele. Dort werden flächendeckend öffentliche, klimatisierte Gebäude wie Büchereien oder Gemeindezentren für besonders Gefährdete wie Alte, Kinder oder Obdachlose geöffnet. Auch Bahnhöfe könnten Schutz bieten.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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