Abschied vom Gemeinschaftshaus
"Morus 14" schließt Treffpunkt und verstärkt Bildungsarbeit

Gilles Duhem, von Anfang an Herz und Hirn des Vereins, und Lars Leschke, zweiter Geschäftsführer. | Foto: Schilp
  • Gilles Duhem, von Anfang an Herz und Hirn des Vereins, und Lars Leschke, zweiter Geschäftsführer.
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Ende Dezember ist Schluss: Nach 15 Jahren gibt der Verein „Morus 14“ sein Gemeinschafthaus auf. Im Gegenzug konzentrieren sich die Mitglieder auf Bildungsprojekte im Rollbergviertel.

Auch das Gesicht des Vereins, Geschäftsführer und Gründungsmitglied Gilles Duhem, nimmt seinen Hut und will sich beruflich neu orientieren. Er erklärt die Gründe für die Schließung des Hauses an der Morusstraße 14: „Es war von Anfang an eine schwierige Konstruktion. Alle haben sich einen solchen Treffpunkt gewünscht, aber kaum jemand war bereit, sich dort zu engagieren.“

Die Grundidee sei gescheitert, nämlich die Bewohner – die meisten haben arabische oder türkische Wurzeln – so zu aktivieren, dass sie selbst etwas auf die Beine stellen oder angeschobene Projekte fortführten. Beispiel: „Wir haben versucht, ein Frauencafé zu etablieren, doch die Besucherinnen wollten bedient werden, die Türkinnen und Araberinnen blieben jeweils unter sich. Und es scheiterte schon an Fragen wie: Wer kauft das nächste Mal ein?“, berichet Duhem.

Nur das wöchentliche Kiezessen, zu dem vorwiegend Ältere kommen, funktioniere. „Aber das rechtfertigt nicht den ganzen Aufwand.“ Zwar habe die Wohnbautengesellschaft „Stadt und Land“ dem Verein von Anfang an das Gemeinschaftshaus mietfrei überlassen, aber die Personal- und Betriebskosten seien hoch. Auch die Einnahmen aus Vermietungen und Veranstaltungen reichten bei weitem nicht, um die Finanzierung zu sichern. „Und wir können nicht jedes Jahr 40 000 Euro in das Haus stecken.“ Duhem ist enttäuscht darüber, dass die „Stadt und Land“ die ganze Zeit über nicht davon zu überzeugen war, dass die Arbeit von Morus 14 etwas wert ist, dem ganzen Viertel zugutekommt und eine finanzielle Unterstützung verdient hätte.

Also traf der Verein die schwere Entscheidung, den Kiez-Treffpunkt zu schließen. Übrig bleiben das Büro an der Werbellinstraße 41, ein Geschäftsführer, drei bezahlte Mitarbeiter und die vielen Ehrenamtlichen, ohne die die Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche nicht möglich wären. „Und die laufen exzellent“, sagt Lars Leschke, zweiter Vorstandsvorsitzender bei Morus 14.

Deshalb will sich der vielfach ausgezeichnete Verein auf diese Projekte konzentrieren und neue entwickeln. „Dann wollen wir Pakete schnüren und versuchen, sie bei Dauerspendern unterzubringen“, so Leschke. Ein gutes Beispiel ist „Fit und schlau“, das seit 2016 in der Regenbogen-Grundschule läuft: Kinder werden durchgehend, von der ersten bis zur sechsten Klasse, von ehrenamtlichen Mentoren begleitet. Die wollen dafür sorgen, dass Bildungsdefizite erst gar nicht entstehen. Als Unterstützerin konnte die Phineo-Stiftung gewonnen werden. „Das kommt positiv an, wenn wir sagen können: Mit Ihrem Geld tragen Sie ganz konkret dazu bei, dass mehr Kinder ihren Schulabschluss schaffen“, so Leschke.

Feste Sponsoren wünscht sich der Verein auch für andere Projekte. Bei „Der frühe Vogel“ geht es darum, Schüler der 9. und 10. Klassen ab September intensiv auf ihre Prüfungen im Mai 2019 vorzubereiten – in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathe. „Rollberg bergauf“ wendet sich an Jugendliche und hilft ihnen bei der beruflichen Orientierung. „Shalom Rollberg“ bringt Menschen aus der jüdischen Community und muslimische Jugendliche zusammen. Und schließlich gibt es seit vielen Jahren die „Schülerhilfe Rollberg“, ein Mix aus regelmäßiger Nachhilfe und Patenschaft. Mehr als 150 Kinder und Jugendliche aus dem Kiez machen derzeit bei den Programmen mit.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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