Lucy Lameck als Straßen-Patin
Nach Jahren scheint die Umbenennung der Wissmannstraße in Sack und Tüten

Die Straßenschilder wurden vor einigen Wochen von unbekannten übersprüht. | Foto: Schilp
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Jetzt fehlt nur noch das Okay der Bezirksverordneten: Anfang November hat der bezirkliche Kulturausschuss dafür gestimmt, die Wissmannstraße nach Lucy Lameck zu benennen, der ersten Frau, die der tansanischen Regierung angehörte.

Seit Jahren setzt sich ein Teil der Bezirksverordneten – angestoßen von den Grünen – dafür ein, den Namen Hermann von Wissmann aus dem Stadtbild zu tilgen. Wissmann war Kolonialist und Gouverneur in Deutsch-Ostafrika und verantwortlich dafür, dass Aufstände der Einheimischen blutig niedergeschlagen wurden.

Für den Namen Lucy Lameck stimmten die zehn Vertreter von SPD, Grünen und Linken, dagegen votierten die vier Vertreter von CDU und AfD. Weil die Fraktionen gemäß ihrer Stärke im Ausschuss vertreten sind, gilt es als sicher, dass die Bezirksverordnetenversammlung der Empfehlung folgt.

Im Vorfeld hatte es Infos zur Person Wissmanns, zur Kolonialgeschichte sowie ein Beteiligungsverfahren gegeben. Es wurden Vorschläge gesammelt, wer für die Straße, die zwischen Hasenheide und Karlsgartenstraße verläuft, Pate stehen sollte. Unter 400 Namen wählte eine Jury drei aus.

In doppelter Hinsicht emanzipiert

Wer aber war Lucy Lameck? Geboren wurde sie 1934 als Farmerstochter in der Kilimandscharo-Region. Lameck machte eine Ausbildung zur Krankenschwester, wollte aber nicht Teil des kolonialen Medizinsystems werden und arbeitete stattdessen als Sekretärin. Schnell kam sie in Kontakt mit der „Tanganyika African National Union“, die von Julius Nyerere angeführt wurde, dem späteren Staatspräsidenten der Vereinigten Republik Tansania. Lucy Lameck leitete bald die Frauensektion der Partei.

Ihr Engagement führte zu einem Stipendium, ausgelobt vom britischen gewerkschaftlichen Dachverband „Trades Union Congress“. Sie studierte Politik in Oxford. Im Jahr 1965 zog sie ins tansanische Parlament ein. Später bekleidete sie unter anderem das Amt der stellvertretenden Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit. Zeit ihres Lebens setzte sie sich für die Rechte für Frauen ein.

Bijan Atashgahi, SPD-Verordneter und Mitglied des Integrationsausschusses, freut sich: „Ich bin stolz, dass wir die Kolonialgeschichte in einem demokratischen Prozess aufgearbeitet haben und wir mit der Wissmannstraße die erste Straße im Bezirk umbenennen können. Endlich weichen Kolonialisten auf den Straßenschildern ehrenwerten Persönlichkeiten.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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