Geflüchtete Frauen nähen Schutzmasken für die Spandauer
Ein wertvolles Stück Stoff

Fatima (vorn) und Ziba nähen im Schichtdienst. Für eine Maske braucht jede knapp zehn Minuten.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Fatima (vorn) und Ziba nähen im Schichtdienst. Für eine Maske braucht jede knapp zehn Minuten.
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Weil Schutzmasken ausverkauft sind, greifen viele selbst zu Nadel und Faden. Zehn geflüchtete Frauen machen das derzeit in großer Stückzahl. Freiwillig und nicht für sich selbst, sondern für die Spandauer.

Seit vier Wochen sitzen Fatima und Ziba gebeugt über Nähmaschinen und nähen mit den anderen Frauen ein wichtiges Stück Stoff. Mehr als 1000 Gesichtsmasken aus bunter Baumwolle haben sie bis heute gefertigt – viele Hundert weitere sollen folgen. Denn Schutzmasken sind in Corona-Zeiten Mangelware und die Nachfrage entsprechend hoch.

Anfangs wurde zu Hause genäht

Die zehn Frauen und drei Männer, die in den GIZ-Räumen an der Carl-Schurz-Straße 35 so fleißig nähen, sind Geflüchtete. Sie kommen aus Afghanistan und dem Iran, leben in Spandau im Tempohome Am Oberhafen, in der Unterkunft Pichelswerder Straße oder haben bereits eine eigene Wohnung. Die Frauen kennen sich über die Frauenprojekte der Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben (GIZ), die am Reformationsplatz ihren Hauptsitz hat. Viele waren in ihrer Heimat Schneiderinnen, sind also geschickt mit der Nadel und beim Zuschneiden der Stoffe. Und sie haben noch etwas gemeinsam. „Sie alle wollen helfen und etwas zurückgeben“, sagt Projektleiterin Afsaneh Afraze-Ketabi. „Das liegt ihnen am Herzen.“ Darum nähen sie die Schutzmasken freiwillig und auch nicht für sich selbst, sondern für Apotheken, Kinder, Senioren, und wer sie sonst noch braucht.

Am Tag entstehen 200 Masken

Begonnen hat das große Nähen mit 200 Schutzmasken für die GIZ-Mitarbeiter. Die nähten die Frauen anfangs noch zu Hause. Doch das Maskenprojekt sprach sich herum und die ersten Spandauer fragten nach. So kam die Idee auf, Gesichtmasken im großen Stil zu produzieren. Die Frauen brachten ihre Nähmaschinen mit, drei wurden neu gekauft und die erste Etage in der Carl-Schurz-Straße innerhalb einer Woche zum Nähsalon. IKEA Spandau spendierte die Stoffe, dazu wurden Nadeln, Garn und anderes Zubehör besorgt. Inzwischen rattern die Maschinen fast pausenlos. Die Frauen nähen in zwei Schichten, montags bis freitags von morgens bis mittags und noch einmal am Nachmittag bis halb Sechs. So schaffen sie rund 200 Masken am Tag.

Sogar nach Hannover wurde geliefert

Gerade fertig geworden sind 100 Stück für eine Apotheke. Das Bezirksamt hat 20 Masken geordert, und ein Polizeibeamter war auch schon da, um erst mal fünf Probemasken mitzunehmen. „Unser Projekt ist ein richtiger Renner geworden“, sagt Sabine Knüpfer vom Organisationsteam. „Es hat sich sogar bis Hannover rumgesprochen.“ Dort deckte sich eine Bildungseinrichtung mit 80 Masken aus Spandau ein.

Die Atemschutzmasken haben unterschiedliche Farben und Formate, sind bei 60 Grad waschbar und gegen eine kleine Spende in der Carl-Schurz-Straße 35 zu bekommen. Den Spandauern geben die Frauen das neue „Tschüss“ mit auf den Weg. „Bleiben Sie gesund“ steht auf jeder Tüte. In Deutsch und Farsi.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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