Lebensretter brauchen Unterstützung
Einbruch, Umzugsdruck und Nachwuchsmangel machen derzeit der DLRG Tempelhof zu schaffen

Thomas Wittwer mit Kollegin Janina Kuhn am Fenster ihres Schulungszentrums an der Symeonstraße. | Foto:  Schilp
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  • Thomas Wittwer mit Kollegin Janina Kuhn am Fenster ihres Schulungszentrums an der Symeonstraße.
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Mit rund 1000 Mitgliedern zählt die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Tempelhof zum größten Bezirk im Berliner Landesverband. Doch ist nicht alles eitel Sonnenschein. Das Geld ist knapp, Räume werden gesucht und auch neue Mitstreiter sind höchst willkommen.

Ihren Sitz haben die Tempelhofer Lebensretter in der Marienfelder Symeonstraße 6a, unweit der Grenze zu Lankwitz, in einem Gewerbegebiet. Das etwas heruntergekommene Gebäude steht teilweise leer, es ist wenig los. Das lockt ungebetene Gäste an. „Anfang Juli ist bei uns eingebrochen worden“, erzählt Bezirksleiter Thomas Wittwer. Aus dem Schulungszentrum verschwanden Beamer, Drucker, teures Material, an dem die Wiederbelebung geübt wurde. Die Diebe nahmen sogar, scheinbar wahllos, Dinge wie Tassen und Kugelschreiber mit. Den Schaden beziffert Wittwer auf knapp 6000 Euro.

Am liebsten eine Lagerhalle

Auch weil die Gebäudeeigentümer schon mehrfach gewechselt haben und deren Zukunftspläne unbekannt sind, möchte der DLRG gerne innerhalb des Altbezirks Tempelhof umziehen. „Am besten wäre eine ausbaubare Lagerhalle, am allerliebsten in Erbpacht. Denn dann hätten wir gute Aussichten auf Finanzierung, zum Beispiel durch Lottomittel“, so Wittwer. Ein neues Domizil müsse einige Voraussetzungen erfüllen. Ein Schulungszentrum braucht zum Beispiel Tageslicht und eine gute Belüftung, so fordert es die Berufsgenossenschaft. Außerdem wird Platz für Materialien und die drei Boote benötigt. Die konnten bisher in der Julius-Leber-Kaserne überwintern, doch die Bundeswehr hat den Vertrag gekündigt.

Vielen sei nicht bewusst, dass die DLRG ausschließlich mit Ehrenamtlichen arbeite und sich mit Spenden und Mitgliederbeiträgen finanzieren müsse, so Wittwer. Dabei seien die Aufgaben vielfältig. Im Bad an der Götzstraße finden, wenn es Corona erlaubt, regelmäßig Kurse statt. „Für Kinder und erwachsene Anfänger bis hin zum Rettungsschwimmer und Schnorcheltaucher“, erklärt Wittwer. Im Schulungszentrum an der Symeonstraße finden Erste-Hilfe- und Sanitäterkurse statt. Es gibt ein Kletterteam mit Strömungsrettern, das bei Hochwasser zum Einsatz kommt, sowie Experten, die beim Berliner „Katastrophenzug“ dabei sind und sich beispielsweise mit Dekontamination auskennen, oder Fachleute für Krisenintervention, die nach einem belastenden Einsatz den Helfern helfen.

Von Mai bis Oktober

Und natürlich sind die Lebensretter dort, wo Menschen auf und im Wasser verunglücken können. Die Tempelhofer betreiben zwei der 26 Berliner Rettungsstationen. Von Anfang Mai bis Ende Oktober sind sie an der Havel, in der Lieper Bucht und am Großen Fenster, zu finden. In der Regel ist eine Station mit vier Leuten besetzt – durchgehend von Sonnabend, 9 Uhr, bis Sonntag, 19 Uhr. „Kleidung, Essen, Sprit fürs Boot, Strom, Wasser, Telefon, die gesamten Kosten übernehmen wir“, so Wittwer. Vor zwei Jahren musste ein neues Boot angeschafft werden, das schlug mit weit über 90.000 Euro zu Buche. Ein zweites solle in den nächsten drei, vier Jahren ausgetauscht werden.

„Die Boote müssen viel können, es gibt Normen, zum Beispiel für Tiefgang, Verdrängung, Stabilität, und sie müssen mindestens eine Tonne tragen können und dabei sicher sein“, sagt Thomas Wittwer. Inzwischen kaufe die DLRG keine Boote aus Kunststoff mehr, sondern nur noch aus Aluminium, „Die lassen sich besser auskärchern, desinfizieren, sie sind langlebiger und halten eine Kollision besser aus“, so Wittwer.

Neben dem Geldmangel sei es ein Riesenproblem, Nachwuchs zu rekrutieren. Wegen Corona sei das Götzbad geschlossen gewesen, keine Ausbildung war möglich. „Zudem ist uns der harte Kern der 25- bis 30-Jährigen weggebrochen“, so Wittwer. Etliche hätten sich während der Pandemie anders orientiert, sich etwa mehr auf die Familie konzentriert. Hinzu kommt, dass Neulinge erst eine ganze Menge können müssen, bis sie Dienst an der Havel machen dürfen. Funken, Schnorcheln, Erste Hilfe, Rettungsschwimmen, Sanitäterqualifikation, das alles sind notwendige Voraussetzungen. „Wir lassen die Anfänger aber schon vor Ort mithelfen, bei den Einsätzen dürfen sie allerdings nicht dabei sein“, sagt Wittwer.

Er freut sich über neue Interessenten, das Einstiegsalter liegt bei 15 Jahren. „Wir nehmen aber auch gerne 25-Jährige.“ Und eines dürfe nicht vergessen werden, nämlich die Freude an der wichtigen Aufgabe und der Gemeinschaft. „Der Wasserrettungsdienst verbindet ganz stark. Manche nehmen sogar Urlaub, um Dienst machen zu können.“

Weitere Informationen über den E-Mail-Kontakt info@tempelhof.dlrg.de und im Internet auf tempelhof.dlrg.de.

Thomas Wittwer mit Kollegin Janina Kuhn am Fenster ihres Schulungszentrums an der Symeonstraße. | Foto:  Schilp
Bezirksleiter Thomas Wittwer mit Kollegin Janina Kuhn. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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