Wo der Bankier im Garten werkelte
Neues aus der Pankower Heimatgeschichte

Das Brosehaus an der Dietzgenstraße 42. Hier trifft sich auch die Redaktionsgruppe des Vereins, um die Mitteilungsblätter zur Pankower Heimatgeschichte zusammenzustellen. | Foto: Bernd Wähner
3Bilder
  • Das Brosehaus an der Dietzgenstraße 42. Hier trifft sich auch die Redaktionsgruppe des Vereins, um die Mitteilungsblätter zur Pankower Heimatgeschichte zusammenzustellen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Das Brosehaus in der Dietzgenstraße 42 ist Sitz des Vereins Freundeskreis der Chronik Pankow. An das Gebäude schließt der Brosepark an. Aber wer war eigentlich dieser Brose?

Antworten darauf gibt ein lokalhistorischer Beitrag von Werner Mach. Erschienen ist er in der neuen Ausgabe des „Mitteilungsblattes zur Pankower Heimatgeschichte“, das der Freundeskreis der Chronik Pankow herausgibt.

Dieses Mitteilungsblatt erscheint viermal im Jahr. Ein ehrenamtlich arbeitendes Redaktionskollegium unter Leitung von Hannelore Sigbjörnsen stellt die Beiträge zusammen und Ieva Kunga entwirft ein ansprechendes Layout. Veröffentlicht werden zum einen Beiträge, in denen Vereinsmitglieder und Gastautoren über ihre Rechercheergebnisse zu Pankower Geschichtsthemen berichten. Zum anderen wird auch über das Vereinsleben, aktuelle Ausstellungen sowie anstehende historische Jubiläen informiert.

Doch zurück zu Brosehaus und Brosepark. Benannt sind sie nach dem Kaufmann und Bankier Christian Wilhelm Brose (1781-1870). Brose war nicht nur Kaufmann und Bankier, sondern auch ehrenamtlich engagiert. So wirkte er unter anderem als Beauftragter für Rechnungsprüfung im Verein der Kunstfreunde des preußischen Staates oder auch im "Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes". Ausgleich und Erholung von seinen vielen Tätigkeiten fand er auf seinem Sommersitz in Niederschönhausen.

Das Gebäude, heute als Brosehaus bekannt, wurde im Jahre 1764 erbaut. Johann Gottfried Palm, seit 1740 Küster zu Pankow, hatte es errichten lassen. Später kaufte der Berliner Bankier Engel das Haus. Er ließ zwei weitere Gebäude, darunter ein Herrenhaus, bauen. Den Garten erweiterte er durch Erbpacht und schuf so die Grundlagen für den heutigen Brosepark.

Zu den bedeutendsten Sommergästen auf dem Anwesen gehörte ab 1804 der Bankier Christian Wilhelm Brose mit seiner Familie, der den Komplex 1818 schließlich erwarb. Brose ließ die Gebäude von seinem Freund Schinkel umbauen. Den Park begann er im englischen Stil zu gestalten. Seine Ideen setzte er selbst tatkräftig mit um, berichtet Werner Mach in seinem Beitrag: „Er als Denker mit Schubkarre und Spaten werkelnd, einer mit dem grünen Daumen, setzte fortschrittliche, ja zeitgemäße Ideen auf diese Weise um.“ Etwa 100 Jahre blieb das Anwesen im Besitz der Familie Brose, ehe es 1919 die Gemeinde Niederschönhausen erwarb. Den Zweiten Weltkrieg überstand nur das kleine Haus, das einst Küster Palm baute. Zuletzt wohnte ein Angestellter des Pankower Gartenbauamtes im Haus, ehe es 1988 wegen Baufälligkeit geräumt werden musste.

1992 besuchte der damalige Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) den Bezirk Pankow. Ihm fiel das halb verfallene Haus auf. Weil der Senat seinerzeit noch Gelder übrig hatte, nahm er sich des Hauses an. Da aber eine Restaurierung nicht mehr möglich war, wurde das Gebäude abgetragen und neu nach historischem Vorbild aufgebaut. Bedingung war allerdings, dass ein freier Träger das Haus betreibt. Der Freundeskreis der Chronik Pankow bewarb sich, erhielt den Zuschlag und ist seitdem Mieter im Haus.

Die Pankower Heimatgeschichtsforscher und Chronisten richteten das Haus liebevoll ein. Sie veranstalten hier Lesungen, laden zu Vorträgen ein und zeigen Ausstellungen.

Im neuesten „Mitteilungsblatts zur Pankower Heimatgeschichte“ sind unter anderem auch ein Beitrag zu Ernst Ludwig May zu finden, der Ende des 19. Jahrhunderts die erste Chronik von Pankow schrieb, und ein Beitrag von Hans Klockmann zu den drei „Gerechtigkeiten“, die es früher im Gewerbe auf Alt-Pankower Gebiet gegeben hat. Des Weiteren erzählt Rainer Winkelmann, „Wie ein adliger Berliner in der Schönholzer Heide Bau-Parzellen verkaufen wollte“ und Frank Schröder begibt sich auf die Spur vom „Fußball entlang der Panke“.

Die Broschüre ist im Brosehaus Mittwoch und Sonntag von 14 bis 17 Uhr für fünf Euro erhältlich. Außerdem ist sie in den Buchhandlungen Thalia im Rathaus-Center, im Buchlokal an der Ossietzkystraße und in der Buchhandlung Chaiselongue an der Dietzgenstraße erhältlich.

Eine Übersicht über zurückliegende Heft findet sich auf https://freundeskreisderchronikpankow.wordpress.com/publikationen/.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 219× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 983× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 645× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.133× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.021× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.