Frage der Woche
Senat denkt über ein "Zwangsticket" für Bus und Bahn nach

Es gibt viele Gegner, bis hin zum Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). Vom Tisch ist die Idee damit aber noch nicht. Die Rede ist vom sogenannten Zwangsticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Alle Berliner sollen zu einer Abgabe verpflichtet werden und im Gegenzug eine Jahreskarte für Bus und Bahn bekommen, so vorgeschlagen in einer Machbarkeitsstudie im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Dort finden sich mehrere Varianten – etwa, ob das "Bürgerticket" uneingeschränkt gelten soll oder nicht während der Rush Hour. Auch was die Höhe des Preises beziehungsweise Ermäßigungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen betrifft. Im besten Fall wird mit Mehreinnahmen von rund einer Milliarde Euro gerechnet, die dann wieder in den öffentlichen Nahverkehr fließen sollen.

Die Kritik machte sich nicht zuletzt an der vorgesehenen "Zwangsbeglückung" fest. Auch für mich ist die ein Gegenargument. Noch mehr stört mich aber, dass dem Kunden Geld abverlangt wird, ohne dass er eine entsprechende Leistung erwarten kann. Nehmen wir an, viele Menschen würden wirklich auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Der könnte das gar nicht verkraften. Schon jetzt ist er auf vielen Linien an seiner Kapazitätsgrenze. Kontraproduktiv würde das ganze Vorhaben, wenn sich auch heutige Radfahrer dann ebenfalls per ÖPNV fortbewegen. Wenn schon, müsste es genau umgekehrt laufen: erst massiv in Streckennetz und Infrastruktur investieren, um eine attraktive Alternative anzubieten. Erst danach könnte über eine finanzielle Beteiligung nachgedacht werden. So aber ist das lediglich ein Ablasshandel.

Sollen sich alle Bürger an den Kosten des öffentlichen Nahverkehrs beteiligen?
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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