Straßenbäumen geht es schlecht
Der Bezirk ist bei Bewässerung auf die Hilfe der Bürger angewiesen

Baumpaten, so wie Lisa Stypor in der Carmerstraße, werden auch in diesem Jahr wieder dringend gesucht. 100 Liter pro Woche sollte jeder Straßenbaum bekommen. Der Aufwand lohnt sich, ist aber auch nicht zu unterschätzen.  | Foto: Matthias Vogel
  • Baumpaten, so wie Lisa Stypor in der Carmerstraße, werden auch in diesem Jahr wieder dringend gesucht. 100 Liter pro Woche sollte jeder Straßenbaum bekommen. Der Aufwand lohnt sich, ist aber auch nicht zu unterschätzen.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Auf die Schelte unseres Lesers Wolfgang Seitz hin hat Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) den Zustand des Straßenbaumbestandes im Bezirk in Folge der anhaltenden Trockenheit als „dramatisch“ beschrieben. Personal- und Geldmangel ließe daran nur relativ wenig ändern. 

Woran es denn liege, dass die Bäume nicht gewässert werden, fragte Wolfgang Seitz. Am Geld könne es nicht liegen, der Senat habe schließlich „Millionen“ bereitgestellt. Warum keine Gießaktionen mit der Berliner Stadtreinigung (BSR), der Feuerwehr oder dem Technischen Hilfswerk organisiert würden, wollte er wissen. Schruoffenegers Verhalten sei nicht zu akzeptieren, koste Ressourcen und schade der Umwelt in „immer wärmer werdenden Zeiten“. Seitz hatte seine Beschwerde an den Stadtrat mit „im Auftrag“ unterschrieben. Tatsächlich ist er ein einzelner, wenn nach eigenen Angaben auch ein „gut vernetzter“ Bürger. Doch das Thema bewegt natürlich nicht nur ihn, und Schruoffeneger reagierte.

Recht bekam Seitz von ihm bezüglich des Zustandes der rund 42 000 Straßenbäume im Bezirk – in der dritten zu trockenen Vegetationsperiode in Folge: „Es sind erhebliche Anstrengungen notwendig, um den Straßenbaumbestand in Zeiten des Klimawandels dauerhaft zu sichern. Dies wird aber unabhängig von der Intensität der Bewässerung nicht mit allen Baumarten gelingen“, antwortete Schruoffeneger. Die Birken im Stadtgebiet seien in den vergangenen drei Jahren fast flächendeckend abgestorben. Einige andere als heimisch erachtete Baumarten drohe das gleiche Schicksal. „Wichtig ist es daher, sehr zügig Bäume zu pflanzen, die gegen die neuen Schädlinge, Hitze und Trockenheit eine hohe Resilienz haben.“ Daneben seien erhebliche Bewässerungsaktionen notwendig.

Glücklicherweise würden sich viele Bürger engagieren. Das Stadtexperiment „City Lab“ habe unter der Internetadresse giessdenkiez.de eine App entwickelt, die dabei eine sehr gute Hilfestellung leiste. 

Irrtum attestierte der Stadtrat allen, die den Bezirk bezüglich der Baumpflege finanziell bestens ausgestattet wähnen: „Sie haben über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren einen Betrag im Bereich zwischen 45 und 50 Euro pro Straßenbaum und Jahr bekommen. Der bundesweite Richtwert lag immer über 80 Euro. Über die Jahre hinweg haben sich dadurch erhebliche Pflegerückstände ergeben, zu Lasten der Sicherheit. Aus 60 Prozent unserer Bäume muss dringend Totholz entfernt werden, damit es nicht herabstürzt.“ Mit dem Haushalt 2020/21 habe das Abgeordnetenhaus diese finanzielle Unterausstattung nun beseitigt und den Bezirken die bundesweit üblichen 82 Euro pro Baum bereitgestellt. „Damit können wir endlich wieder aktiv werden. Ich habe in diesem Jahr schon Aufträge über rund 1,5 Millionen Euro erteilt, um Totholz zu entfernen und eine angemessene Baumpflege vorzunehmen.“

Diese Summe reiche aber natürlich nicht aus, um außergewöhnliche Umstände wie Hitzeperioden oder Sturmschäden auszugleichen. Die BSR oder die Wasserbetriebe würden das Wässern mit 80 Euro pro Baum abrechnen. „Bei rund 42 000 Straßenbäumen wird deutlich: Selbst wenn wir die gesamte Erhöhung der Zuweisung nicht für die Baumpflege, sondern für die Bewässerung ausgeben würden, könnten wir damit nicht einmal jeden zweiten Baum einmal pro Jahr wässern“, rechnete Schruoffeneger vor. Der Bezirk bemühe sich daher, die notwendigen Wässerungen mit eigenem Personal abzusichern und freue sich über die weitere Unterstützung von Anwohnern, die zum Glück sehr aktiv seien.

Über eine Hilfestellung für die Bürger bei ihrem ehrenamtlichen Engagement wiederum dreht sich auch ein Antrag der SPD-Fraktion in der nächsten Bezirksverordnetenversammlung am Donnerstag, 18. Juni, um 17.30 Uhr in der Gretel-Bergmann-Sporthalle.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 234× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 995× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.