Abgesagt, verschoben, geschlossen
Corona legt Kultur- und Freizeitindustrie lahm

Halle, in der gerade nichts mehr stattfindet: die Mercedes Benz-Arena. | Foto: Thomas Frey
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  • Halle, in der gerade nichts mehr stattfindet: die Mercedes Benz-Arena.
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Was haben Roland Kaiser, die Simple Minds und Serdar Somuncu gemeinsam? Alle sollten in diesen Tagen in Friedrichshain-Kreuzberg auftreten, können das aber wegen Corona erst einmal nicht. Sie sind nur drei von vielen Beispielen.

Abgesagte Großveranstaltungen: Dazu zählen alle mit mehr als 1000 Besuchern. Sie sind zunächst bis 19. April verboten. Kapazitäten teilweise weit über diese Größenordnung haben im Bezirk unter anderem die Mercedes Benz-Arena, mit 15 000 Plätzen Berlins größte Halle, das Tempodrom (mehr als 4000 in der Großen Arena) und die Columbiahalle (3500 Plätze). Konzerte oder andere Events liegen dort erst einmal auf Eis. "Verschoben" steht jetzt hinter den meisten Terminen, auch bei denen von Schlagersänger Roland Kaiser in der Mercedes-Arena, dem Doppelauftritt des Comedian Serdar Somuncu im Tempodrom und dem Gastspiel der Popgruppe Simple Minds in der Columbiahalle. Sie sollen zwischen Mai und August nachgeholt werden. Wenn Corona das zulässt.

Auch den Sport treffen die Folgen des Virus. Basketballspiele in der nationalen und der EuroLeague wurden vorerst ausgesetzt, also auch solche mit Alba Berlin. Beim Eishockey wurde die Meisterschaft vor den Play Offs beendet. Das betrifft die Eisbären. Ebenso wie Alba tragen die ihre Heimspiele in der Mercedes Benz-Arena aus.

Theater versuchen standzuhalten: Theatervorstellungen mit mehr als 500 Besuchern sind ebenfalls bis erst einmal 19. April untersagt. Die meisten Bühnen im Bezirk hoffen, dass sie ihren Spielplan trotzdem weiter abspielen können. Sie verweisen dabei vor allem auf ihre weitaus geringere Platzzahl. 200 sind es beim Berliner Kriminaltheater in der Palisadenstraße. Am 27. März steht dort die neue Premiere "Die acht Millionäre" an. Mit ihr feiert das Haus gleichzeitig seinen 20. Geburtstag.

Alle Vorbereitungen würden weiter laufen, bekräftigte Sprecher Dennis Schönwetter. Verbunden ist das gleichzeitig mit einem Appell zur Eigenverantwortung. Wer sich nicht wohlfühle, solle bitte von einem Besuch absehen.

Wohl fühlen sich, nach eigenem Bekunden, auch noch die Darsteller der "Vögel", der aktuellen Eigenproduktion im Theaterforum Kreuzberg. Deshalb soll erst einmal weitergespielt werden. Das Theater hat 80 Plätze. 50 bis 60 sind es bei den derzeitigen Aufführungen im Ballhaus Naunynstraße. Dort gilt das Gleiche: So lange nicht anders verfügt wird, finden sie statt.

Zugesperrte Museen: Das Deutsche Technikmuseum und das Science Center Spectrum machten den Anfang. "Wir haben vor, ab 14. März zu schließen", sagte Sprecherin Tizina Zugaro am Mittag des 12. März. Einige Stunden später war das offiziell. Dem Beispiel folgten andere staatliche Museen wie die Berlinische Galerie, und auch private, etwa der Berlin Story Bunker. Tiziana Zugaro begründete diesen Schritt mit der Verantwortung gegenüber Gästen und Mitarbeitern. Ins Technikmuseum kommen im Schnitt jeden Tag weitaus mehr als 1000 Menschen. Vor allem im Science Center seien die Besucher oft auf engstem Raum unterwegs – alles Risikofaktoren in Zeiten von Corona.

Die bezirklichen Museen und Galerien in Friedrichshain-Kreuzberg bleiben vorerst geöffnet. Allerdings werde es zunächst keine Ausstellungseröffnungen mehr geben, sagt Kulturstadträtin Clara Herrmann (Bündnis90/Grüne). Gleiches gelte für viele Veranstaltungen. Das sei bedauerlich für die Künstlerinnen und Künstler, aber gerade leider unvermeidbar.

Ringen um die Bibliotheken: Die öffentlichen Bibliotheken (VÖBB) machten am 13. März dicht. Zu ihnen gehören in Friedrichshain-Kreuzberg die Bezirksbüchereien, dazu die Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) am Blücherplatz. Veranstaltungen fallen ebenfalls aus. Auch hier bis voraussichtlich 19. April. Gerade an diesem Beispiel wird deutlich, wie sich derzeit manchmal innerhalb von wenigen Stunden eine Lageeinschätzung ändert. Am Nachmittag des 12. März gab es zunächst den Hinweis auf ein erweitertes Onlineangebot. Die Ausleihe von Büchern, CDs oder DVDs könnte jetzt auch digital verlängert werden. Dazu wurden Risikogruppen gebeten, sich gut zu überlegen, ob ein Bibliotheksbesuch gerade notwendig sei. Aber die Häuser blieben da noch offen. Am Abend war das Makulatur und das Einstellen des Publikumsbetriebs wurde bekannt gegeben. Derzeit ausgeliehene Medien werden wegen der Schließzeit automatisch verlängert. Es fallen keine Mahngebühren an.

Auswirkungen auf den Politikbetrieb: Am 12. März fiel wegen Corona die erste Ausschusssitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg aus. Betroffen war das Gremium für Umwelt, Verkehr, Klimaschutz und Immobilien. Er habe sich zur Absage entschlossen, weil gerade in diesem Ausschuss fast immer mit viel Publikum zu rechnen sei, sagte der Vorsitzende René Jokisch (Linke). Außerdem wäre er mit einigen Anfragen sowie angekündigter Nichtteilnahme konfrontiert worden. Wie insgesamt die Arbeit der BVV in Zeiten von Corona weitergehen soll, will der Ältestenrat am 17. März klären.

Halle, in der gerade nichts mehr stattfindet: die Mercedes Benz-Arena. | Foto: Thomas Frey
Auch dieser Hinweis ist Teil des Corona-Komplexes. Gesehen an einer Arztpraxise im Bergmannkiez. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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