Durchfahren lohnt sich nicht mehr
Verkehrseinschränkungen im Wrangel- und Samariterkiez

Mitglieder des WrangelKiezRats und Baustadtrat Florian Schmidt (Dritter von rechts) setzten symbolisch die letzten Poller für eine der neuen Diagonalsperren an der Wrangelstraße. | Foto: Thomas Frey
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  • Mitglieder des WrangelKiezRats und Baustadtrat Florian Schmidt (Dritter von rechts) setzten symbolisch die letzten Poller für eine der neuen Diagonalsperren an der Wrangelstraße.
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Auch dieser Autofahrer ist von dem neuen Hindernis überrascht worden. Er war vielleicht gerade als "Elterntaxi" unterwegs, worauf das Kind auf dem Rücksitz hindeutet. Jetzt muss er erst einmal umkehren. Denn an der Ecke Wrangel- und Cuvrystraße versperrt ihm eine Diagonalsperre, bestehend aus rot-weißen Straßenpollern, den Weg.

Eingerichtet wurde sie am Morgen des 20. August, eine weitere Barriere auf der Kreuzung Wrangel- und Falckensteinstraße. Die beiden Einschränkungen im Wrangelkiez sind ebenso als Stoppsignal vor allem für den Durchgangsverkehr gedacht wie drei weitere solcher Sperren, die bereits ab dem 13. August im Samariterkiez installiert wurden. Ortsfremde Autofahrer sollen diese Quartiere nicht mehr als Ausweichstrecke nutzen können. Was wiederum die Anwohner von Stau, Lärm und Abgasen entlasten soll. Zumindest dann, wenn sich die Neuerungen überall herumgesprochen haben. In den ersten Tagen konnte beobachtet werden, dass das noch nicht durchgehend der Fall war.

Im Samariterkiez befindet sich eine Sperre an der Kreuzung Pettenkofer- und Bänschstraße. Verkehrsteilnehmer, die von der Frankfurter Allee kommen, können dort nicht links einbiegen, denn da verläuft der Gegenverkehr. Es ist also eine Einbahnstraße. Rechts stehen Häuser. Es bleibt nur wenden und zurückfahren.

Keine Durchfahrt mehr

Auch die Kreuzung Samariter- und Bänschstraße wurde mit einem Diagonalhindernis versehen. Wer von Süden einfährt, hat keine Durchfahrt mehr in Richtung Eldenaer Straße. Die Autofahrer können höchstens nach rechts in die Bänschstraße einbiegen. Befahren sie die in voller Länge, landen sie an der Pettenkoferstraße, wo eine Weiterfahrt wiederum nur in Richtung Frankfurter Allee möglich ist. Sie könnten zuvor noch nach rechts in die Voigtstraße abbiegen. Dort gibt es eine weitere Sperre an der Ecke Schreinerstraße.

Für Autos aus Richtung Norden bleibt nur der Weg wieder rechter Hand. Er führt erneut zur Samariterstraße. Von dort geht es nur links oder geradeaus. Ansonsten käme der Autofahrer wieder zur Sperre an der Bänschstraße.

Ähnlich sieht das im Wrangelkiez aus. Die Cuvrystraße ist aus Richtung Schlesische Straße Sackgasse, auch für Autofahrer, die von der Tabor- in die Wrangelstraße einbiegen, endet der Weg dort. Sozusagen spiegelverkehrt läuft es an der Falckensteinstraße. Dort gibt es keinen Durchgangsverkehr mehr von der Görlitzer Straße und der Westseite der Wrangelstraße.

Damit die Autofahrer das mitbekommen, gibt es entsprechende Hinweisschilder. Beziehungsweise sollte es sie geben. Im Wrangelquartier waren sie von Beginn an vorhanden, im Samaritergebiet nicht durchgehend. An der Einmündung Frankfurter Allee und Pettenkoferstraße gab es auch Tage nach dem Start noch keine Information auf die jetzt bestehende Sackgasse.

Anwohner wollen mehr Ruhe

Mit den Verkehrshindernissen komme der Bezirk Wünschen aus der Bevölkerung nach, betonte Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis90/Grüne), im Wrangelkiez vor allem denen einer Initiative, die motorisierte Fahrzeuge am liebsten nahezu vollständig aus der Gegend verbannen möchte. Die Sperren wären dazu ein "erster Schritt", meinte Jessica Ebert vom WrangelKiezRat.

Auch im Samariterkiez waren Anwohner mit der Forderung nach mehr Verkehrsberuhigung vorstellig geworden. Die Diagonalsperren stießen aber lange auf Skepsis bei der Polizei und der bezirklichen Straßenverkehrsbehörde, was dort den Start des Projekts um rund ein Jahr verzögert hat.

Auch insgesamt gibt es nicht nur Befürworter. Schwierigkeiten für den Lieferverkehr werden ebenso als Nachteile gesehen wie insgesamt ein vielleicht noch größeres Verkehrschaos. Zudem könnten die Barrieren etwa bei Rettungseinsätzen Probleme bereiten, kam bereits im Vorfeld als Gegenargument. Zwar ist eine Durchfahrt für Feuerwehr oder Krankenwagen gewährleistet, weil einige Poller herausgenommen werden können. Aber das kostet Zeit.

Evaluierung nach einem Jahr

Mögliche Begleiterscheinungen sollen jetzt beobachtet und nach einem Jahr evaluiert werden. Würden sich zu viele Nachteile zeigen, könnte das Projekt auch wieder beendet werden. Das Einrichten der Sperren kostete übrigens insgesamt rund 38 000 Euro.

Eine Beschwerde ist allerdings weniger stichhaltig. Mehrere Menschen hätten sich darüber beklagt, dass sie über die Einschränkungen nicht informiert und deshalb auch nicht dazu befragt worden wären, berichtet Bezirksamtssprecherin Sara Lühmann. Doch über die Pläne ist mehrfach, auch in der Berliner Woche, berichtet worden. Sie waren außerdem Thema von öffentlichen Veranstaltungen und vor dem Start wurde durch Aushänge darauf hingewiesen. Wahrscheinlich ist es eher so, dass die Informationen zwar angekommen sind, ihre Konsequenzen aber erst realisiert wurden, als es wirklich losging. Vielleicht gilt das auch für den Lenker des "Elterntaxis".

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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