Diebe brechen Münzautomaten auf
Der Betreiber Wall meldet 1000 Einbrüche in öffentliche Toiletten pro Woche

Erst im April hat Wall-Chef Patrick Möller in Wedding die letzte Berliner Toilette an der Ostendestraße an Umweltsenatorin Bettina Jarasch und Umweltstadträtin Almut Neumann (beide Grüne) übergeben.  | Foto:  Sven Darmer
  • Erst im April hat Wall-Chef Patrick Möller in Wedding die letzte Berliner Toilette an der Ostendestraße an Umweltsenatorin Bettina Jarasch und Umweltstadträtin Almut Neumann (beide Grüne) übergeben.
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Die Firma Wall hat mit einem enormen Anstieg der Vandalismuskosten durch Einbrüche in ihre Hightech-Toiletten zu kämpfen. Aber auch dem Senat entgeht ein sechsstelliger Betrag durch gestohlene Münzen.

Erst Ende April wurde die letzte der 278 von der Firma Wall eigens für Berlin entwickelten Toilettenanlagen in Betrieb genommen. Für die Benutzung der modernen Pavillons muss man 50 Cent einwerfen. Die Münzautomaten mit dem Bargeld werden seit diesem Jahr häufig aufgebrochen. Über 1000 Fälle pro Woche, wie Wall-Sprecher Christian Knappe bestätigt. Bei 278 Anlagen bedeutet das, dass viele mehrmals aufgebrochen werden.

Wall muss Reparaturkosten alleine tragen

Die Einbrüche haben in diesem Jahr extrem zugenommen. 2020 gab es insgesamt 142 Einbrüche, 2021 gerade mal 59, wie aus der Antwort von Umweltstaatssekretär Markus Kamrad auf die Anfrage „Vandalismus an Toiletten“ der Abgeordneten Katalin Gennburg und Kristian Ronneburg (beide Die Linke) hervorgeht. Bis zum 15. Mai hat die Wall GmbH in diesem Jahr schon 10 463 Einbrüche gezählt. Und die Zahlen explodieren weiter. Die extrem gestiegenen Kosten für die Reparaturen – Wall spricht von einer Schadensumme im sechsstelligen Bereich – muss der Stadtmöblierer Wall allein tragen. So ist es im Toilettenvertrag geregelt.

Wall hatte 2018 in einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für Berlins neue Toiletten bekommen. Der Deal: Die Wall GmbH errichtet die öffentlichen Toilettenanlagen und betreibt sie für die nächsten 15 Jahre. Dafür bekommt die Firma vom Senat etwa 240 Millionen Euro. In den Jahrzehnten vor dem neuen Toilettenvertrag war das Geschäft an einen Werbedeal gekoppelt. Wall durfte für den Betrieb der Stadttoiletten im Gegenzug riesige Werbewände auf öffentlichem Straßenland aufstellen und Werbeflächen an den Anlagen selbst vermarkten. Im neuen Vertrag wurde der Betrieb von den Werberechten vollständig entkoppelt.

15 Tatverdächtige geschnappt

Durch die Einbruchsserie entsteht aber auch der Landeskasse ein Schaden. Denn die Entgelte für die Toilettennutzung bekommt der Senat. Die Summe der erbeuteten 50-Cent-Stücke beläuft sich auf einen sechsstelligen Betrag. Einige Diebe wurden inzwischen geschnappt. „Durch die intensive Zusammenarbeit mit der Polizei konnten bereits gegen 15 Tatverdächtige Haftbefehle erwirkt werden“, so Christian Knappe. „Leider sanken dadurch die Einbruchszahlen nicht, sondern verharren auf hohem Niveau“.

Wall und Senat überlegen nun, wie sie das Problem lösen können. Für Wall sind die immensen Reparaturkosten nicht mehr lange tragbar. „Technische Lösungen wie etwa eine stärkere Sicherung der Münzautomaten sind nicht zielführend sind, weil dann mit noch stärkerer, roher Gewalt die Toilettenanlage aufgebrochen wird“, sagt Christian Knappe. Diskutiert würden derzeit Lösungen, „die Einbrüche in die Anlagen gänzlich unattraktiv machen“, so der Sprecher. Das heißt, die Umstellung auf Kartenzahlung oder die Streichung der Gebühr. Wenn es kein Bargeld zu klauen gibt, bricht auch niemand ein, so das Kalkül. Allerdings gibt es dann andere Probleme, wenn der Zugang nicht geregelt ist.

Die Linken fordern die Abschaffung der Toilettennutzungsgebühr. In Paris oder Hannover würden auch keine Gebühren mehr erhoben. Bargeldlose Kartenzahlung lehnt Katalin Gennburg komplett ab, weil dann zum Beispiel obdachlose Menschen keine Möglichkeit mehr hätten, die Toiletten zu nutzen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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