Cappucino aus der Fensterklappe
Zwei Berliner wollen Toilettenhaus am Arkonaplatz zum Café umbauen

Den Wandel wagen: Moritz Bendel Meza und Jason Wanders (r.) wollen aus dem Toilettenhäuschen am Arkonaplatz das Café Wanders machen. | Foto: Kiefert
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  • Den Wandel wagen: Moritz Bendel Meza und Jason Wanders (r.) wollen aus dem Toilettenhäuschen am Arkonaplatz das Café Wanders machen.
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Das gusseiserne Toilettenhäuschen auf dem Arkonaplatz hat die Kreativität zweier Berliner geweckt. Sie wollen das alte Pissoir zum Café umbauen. Doch einige Skeptiker müssen noch überzeugt werden.

Es gibt sie in Kreuzberg und am Müggelsee. Umgebaute Toilettenhäuschen, in denen jetzt Burger oder Muscheln serviert werden. Auch der Arkonaplatz hat so ein stilles Örtchen im Stil vom Café Achteck. Verrammelt und mit Graffiti besprüht, verraten lediglich die Männlein-Weiblein-Piktogramme die Bedürfnisanstalt. Öffentlich nutzbar ist sie schon lange nicht mehr. Nur sonntags, wenn Flohmarkt ist, schließt der Pächter die Türen auf. Die restliche Zeit aber ist das Toilettenhäuschen dicht und wird als „Pinkelecke“ benutzt.

Gartenlokal mit Kuchenverkauf

Schade drum, finden Moritz Bendel Meza und Jason Wanders. „Hier könnte man mehr draus machen.“ Ein Gartenlokal zum Beispiel. In dem aus der Fensterklappe Cappucino, Bio-Limonade und Wein verkauft werden, Kuchen, Waffeln, Sandwiches und kleine Snacks. Manche mag das irritieren: ein Café in einer ehemaligen Toilette? Doch die jungen Berliner wollen den Wandel wagen.

Bezirk lehnte Umnutzung ab

Die Idee zum Tagescafé kam ihnen vor eineinhalb Jahren. Jason Wanders wohnt nicht weit vom Arkonaplatz und die Kumpel, beide 25 Jahre alt, treffen sich dort öfter. Inspiriert von anderen erfolgreichen Projekten wie dem „Burger-Meister“ und dem Open-Air-Café-Pavillon am Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg reichten sie Mitte Februar 2021 einen Antrag auf „Umnutzung und Pachtung des Toilettenhäuschens Arkonaplatz“ beim Bezirksamt ein. Der aktuelle Vertrag mit dem Privatpächter läuft Ende des Jahres aus – sofern ihn das Amt nicht verlängert. „Jetzt wäre also der richtige Zeitpunkt“, sagt Moritz Bendel. Doch das Bezirksamt lehnte die Idee ab: Weitere Cafés, Kioske oder Gartenlokale in öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen sind nicht erwünscht.

Aufgeben wollten Moritz Bendel und Jason Wanders jedoch nicht. Sie nahmen Kontakt zur Stadtteilkoordinatorin auf, zum damaligen Bürgermeister Stephan von Dassel und zu Almut Neumann, Stadträtin für Straßen- und Grünflächenamt. „Der Bürgermeister schien interessiert“, erinnnert sich Bendel. „Das Toilettenhäuschen steht nicht mitten in der Grünanlage, sondern am östlichen Rand, ist nicht denkmalgeschützt, und fürs Wasser und Abwasser sind Anschlüsse vorhanden.“ Auch die Stadträtin bekundet ihre Sympathie, verweist aber auf das nötige Interessenbekundungsverfahren, das ihre Behörde einleiten müsste. Dann passierte nichts weiter.

Nur das: Die SPD-Fraktion stellte in der Bezirksverordentenversammlung (BVV) zwei Anfragen zum Toilettenhäuschen. Aus den Antworten geht hervor, dass das Bezirksamt nicht vorhat, das Bestandsgebäude zu ertüchtigen – aufgrund fehlender Kapazitäten in der Hochbauunterhaltung und der „zu erwartenden unverhältnismäßigen Betriebsaufwendungen“.

Jetzt werden Unterschriften gesammelt

„Warum kein nettes Café daraus machen?“, fragen sich Bendel und Wanders. Die Kosten für den Umbau und die Renovierung würden sie übernehmen. Kalkuliert haben die beiden dafür mindestens 50 000 Euro, finanziert über Kredit und aus eigener Tasche. Um die Skeptiker doch noch zu überzeugen, sammeln sie jetzt Unterschriften: am Arkonaplatz und in den sozialen Medien. 370 haben sie schon zusammen. Die Liste soll vor allem die Bezirksverordneten motivieren, sie im Bezirksparlament zu unterstützen.

„Wir wollen keine olle Bude aufmachen, sondern Hochwertiges anbieten“, erklärt Moritz Bendel. „Ein Mal im Monat könnte sich ein Berliner Restaurant mit hauseigenen Kreationen in unserem Café vorstellen.“ Die beiden bleiben optimistisch. „Das Kunst-Club-Projekt am Humboldthain hat es in fünf Jahren geschafft. Wir sind also noch im Zeitplan.“

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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