Wohnungsunternehmen und drei Bezirke kooperieren
"Die aktuelle Statistik zur Gewalt an und zur Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen ist erschreckend", sagt Lars Holborn, Prokurist der Gesobau. Ihr zufolge werden pro Tag in Deutschland 50 Kinder misshandelt oder sexuell missbraucht. Das sind nur die Fälle, die der Polizei bekannt werden. Experten gehen von einer weit höheren Dunkelziffer aus. "In den von uns verwalteten Wohnungen lebt ein Querschnitt der Bevölkerung", so Holborn. "Deshalb ist davon auszugehen, dass es auch hier zu Gewalt gegen Kinder kommt."
An konkreten Fällen könne man das allerdings nicht festmachen, so der Prokurist. Aus Gründen des Schutzes von Persönlichkeitsrechten informiert die Polizei die Vermieter über derartige Vorfälle nicht. "Wir wollen uns trotzdem für den Schutz von Kindern und Jugendlichen engagieren und setzen deshalb auf Prävention", erklärt Holborn. Um in diesem Bereich fachlich fundiert arbeiten zu können, stellte die Gesobau ihr Projekt den Jugendämtern vor, in deren Bezirken sie Wohnungen verwaltet. Die Jugendstadträte von Pankow, Reinickendorf und Mitte waren sofort begeistert. Gemeinsam wurde eine Kooperationsvereinbarung vorbereitet. Diese unterzeichneten kürzlich die Stadträte Christine Keil (Die Linke/Pankow), Andreas Höhne (SPD/Reinickendorf) und Sabine Smentek (SPD/ Mitte).
Vereinbart ist, einen gemeinsamen Handlungsleitfaden zu erarbeiten. Darin wird genau festgelegt, wie zu verfahren ist, wenn einem Mitarbeiter der Gesobau ein Fall von Gewalt bekannt wird. Weiterhin wird es eine Hausmeisterschulung geben. In den Kunden-Centern der Gesobau gibt es ab sofort Kinderschutzbeauftragte.
Auf Kinderschutz und Gewaltprävention wird zweimal im Jahr in der Mieterzeitung eingegangen. Weiterhin werden "Kinderschutzinseln" für Kinder in Not eingerichtet. Schließlich sind Fortbildungen und regelmäßige Austausche mit den Kinderschutzbeauftragten der Jugendämter geplant. Pankows Jugendstadträtin Christine Keil: "Die Gesobau ist der größte kommunale Vermieter in unserem Bezirk. Ich freue mich über die Zusammenarbeit. Meine Hoffnung ist, dass sich ein Netzwerk entwickelt und andere Wohnungsanbieter mitmachen." Andreas Höhne wünscht sich, dass sich die gute Zusammenarbeit, die es mit der Gesobau bisher in Einzelfällen bereits gab, auf eine breite Basis gestellt wird.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.