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„Jedweder hat hier seine Welt“ - Der Jüdische Friedhof in Weißensee

Die Magie des Ortes ist überall spürbar: Herbststimmung auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee. | Foto: Michael Vogt
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  • Die Magie des Ortes ist überall spürbar: Herbststimmung auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee.
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Kleine teils zugewachsene Pfade führen zwischen alten Bäumen an den verwitterten Steinen verfallener Gräber vorbei. Wie ein verwunschener Garten wirkt der jüdische Friedhof Weißensee auf seine Besucher. Wie viele unerzählte Geschichten liegen hier wohl begraben?

Es ist der größte noch bestehende jüdische Friedhof Europas – mit 40 Hektar kommt er auf eine Fläche von rund 55 Fußballfeldern. Das hat durchaus seinen Grund, denn nach jüdischem Brauch müssen Gräber für die Ewigkeit angelegt und somit erhalten werden. Heute umfasst der am 9. September 1880 eingeweihte Friedhof über 115 000 Gräber. Die 900 Bände des Beisetzungsarchivs haben Krieg und Zerstörung überstanden und geben Auskunft über jedes einzelne Grab – eine wertvolle Quelle der Ahnenforschung. Berühmte Namen sind darin zu finden, wie zum Beispiel die Verleger Samuel Fischer und Rudolf Mosse, Hertie-Gründer Hermann Tietz, der Widerstandskämpfer Herbert Baum oder berühmte Schriftsteller wie Stefan Heym und Angelika Schrobsdorff. Auch der Bankkaufmann Alex Tucholsky ist hier bestattet, Vater von Kurt Tucholsky, welcher dem Friedhof 1925 sogar ein Gedicht widmete. Da heißt es in den ersten Zeilen: „Da, wo Chamottfabriken stehn – Motorgebrumm, da kannst du einen Friedhof sehn, mit Mauern drum. Jedweder hat hier seine Welt: ein Feld. Und so ein Feld heißt irgendwie: O oder I…“ Die Chamottfabriken gibt es längst nicht mehr, die Mauern hingegen schon, ebenso wie die mit Buchstaben und Zahlen gekennzeichneten Felder, die bei einem Spaziergang durch diesen bemerkenswerten Ort die Orientierung erleichtern. Ein entsprechender Übersichtsplan findet sich auch am Eingang bei der Trauerhalle, unweit des Mahnmals zu Ehren der jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.

Anfahrt: Mit der Tram M4 gelangt man von der Haltestelle Alexanderplatz in einer knappen Viertelstunde zum Antonplatz. Von dort sind es über die Berliner Allee und Herbert-Baum-Straße nur noch wenige Gehminuten bis zum Haupteingang des Friedhofs.

Kontakt: Jüdischer Friedhof Weißensee, Herbert-Baum-Straße 45, 13088 Berlin. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 7.30 bis 16.00, freitags von 7.30 bis 14.30 Uhr und sonntags von 8 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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