Es geht um mehr als nur die Wurst und das Virus
Kneipiers und Gäste fordern Öffnung

Die Transparente für eine größere Demonstration, zum Beispiel vor dem Roten Rathaus, gibt es auch schon. | Foto: Christian Schindler
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  • Die Transparente für eine größere Demonstration, zum Beispiel vor dem Roten Rathaus, gibt es auch schon.
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Rund 30 Berliner Kneipen haben am 25. Mai mit jeweils bis zu 50 Unterstützern für die Wiederöffnung der Schankwirtschaften demonstriert. Der Reinickendorfer Wirt Norbert Raeder hatte die Aktion ins Leben gerufen.

Es geht um die Wurst, aber viel mehr noch um Existenzen. „Ich führe jeden Tag Gespräche mit Kollegen, die nicht mehr weiter wissen und sogar an Selbstmord denken“, sagt Norbert Raeder, Inhaber des Kastanienwäldchens an der Ecke Residenzstraße und Pankower Allee. Der Lockdown gilt für Gaststätten, die kein Essen anfertigen, immer noch.

Coronavirus hat keine Angst vor der Wurst

An der Wurst macht Raeder das Problem fest. Ihm wurde schon geraten, in seiner Gaststätte doch einfach Bockwurst anzubieten, und dann könne er öffnen. Doch Raeder versteht nicht, warum das Coronavirus beim Anblick einer Wurst einen solchen Schrecken bekommt, dass es nicht mehr gefährlich ist.

Das Problem mit der Wurst ist eines der Bürokratie, und in dem Fall trifft es vor allem Raeders Kollegen, die Raucherkneipen betreiben. Böten sie Speisen an, wäre es vorbei mit dem Tabakgenuss. Gäste, die vor allem deswegen kamen, blieben weiter weg.

Kooperiert das Kastanienwäldchen
mit einem Imbiss?

Raeder selbst könnte Essen aus dem benachbarten italienischen Imbiss bestellen. Dessen Küche und das Kastanienwäldchen sind nur von einer Tür getrennt, die sich öffnen lässt. Würde aus der Nachbarschaft auch ein gemeinsames Geschäft, müsste man wieder sehen, was das für die Lizenzen bedeutet.

Raeder plädiert daher dafür, Kneipen genauso zu behandeln wie Restaurants: Garantieren sie Hygiene- und Abstandsregeln, sollen sie öffnen dürfen. Er selbst zeigt, wie es gehen könnte: Die Besucher kommen von der Residenzstraße und verlassen das Lokal Richtung Innenhof, von dem man an die Pankower Allee gelangt. Diese „Einbahnstraßenregelung“ würde Begegnungen verhindern. Die Tische sind so gestellt, dass sich niemand näher kommt als 1,5 Meter. Die Sitzflächen im Hof sind so eingerichtet, dass der Kellner Getränke einfach auf einem Fass abstellt, wo sie sich dann der Gast holt.

Raeder weiß, dass eine solche Öffnung für ihn deutlich geringere Einnahmen brächte als vor der Coronakrise. Schließlich ist das Kastanienwäldchen eine Eventgaststätte. Die meisten Gäste kommen zu Konzerten und Tanzveranstaltungen. Und doch wäre die Öffnung des Kneipenbetriebs für ihn das Licht am Ende des Tunnels und für viele seiner Kollegen die letzte Chance, dem wirtschaftlichen Ruin zu entgehen.

Senatoren und Bürgermeister
erhalten Hausverbot

Enttäuscht zeigt sich Raeder auch über Politiker, die bei Wahlkampfveranstaltungen gerne Berlins Kneipenkultur loben und jetzt noch nicht einmal auf seine Hilferufe reagieren. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller, Innensenator Andreas Geisel sowie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (alle SPD) und Wirtschaftsenatorin Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen) haben jedenfalls schon mal Hausverbot im Kastanienwäldchen. Zudem versucht Raeder vor dem Berliner Verwaltungsgericht die Schließung der Kneipen zu kippen.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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