Engagement weltweit und hierzulande
"Apotheker ohne Grenzen" macht sich für eine bessere Gesundheitsversorgung stark – auch in Berlin

Bei zahlreichen Aktionen sammeln die Mitglieder des Vereins "Apotheker ohne Grenzen" Spenden für ihre Arbeit. | Foto: AoG Berlin
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„Apotheker ohne Grenzen“ ist eine Hilfsorganisation, die zum Netzwerk des 1985 in Frankreich gegründeten „Pharmaciens Sans Fron-tières“ gehört. In Berlin engagieren sich seit zehn Jahren circa 150 Mitglieder in einer Regionalgruppe. Redaktionsleiter Hendrik Stein sprach mit dem Koordinator der Regionalgruppe, Christian Splett, über das Engagement seines Vereins weltweit und für Berlin.

Sie sind seit sechs Jahren für „Apotheker ohne Grenzen“ ehrenamtlich tätig. Warum entschieden Sie sich gerade für dieses Engagement?

Christian Splett: Ich hatte das Glück, als Jugendlicher die friedliche Revolution 1989 erleben zu dürfen, und konnte seitdem alle Freiheiten genießen, die vielen Menschen in dieser Welt noch immer verwehrt sind. Dieses Privileg wollte ich in Engagement für andere umwandeln, um auch deren Leben verbessern zu helfen. Und da hörte ich durch meinen Job von den „Apothekern ohne Grenzen“ mit ihrem speziellen Fokus – und habe mich einfach für eine Einsatzkräfteschulung zu den Grundlagen der humanitären Arbeit beworben. Mit viel Glück wurde ich eingeladen, obwohl ich kein Apotheker bin.

Christian Splett (48) ist einer von zwei Koordinatoren der Berliner Regionalgruppe von „Apotheker ohne Grenzen“. Hauptberuflich arbeitet er in der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. | Foto:  AoG Berlin
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In Deutschland gegründet im Jahre 2000, ist „Apotheker ohne Grenzen“ eine vergleichsweise junge Hilfsorganisation. Welche Ziele verfolgt der Verein?

Christian Splett: Als gemeinnütziger Verein setzen wir uns dafür ein, die Gesundheitsversorgung der Menschen im globalen Süden nachhaltig zu verbessern. In den Projekten der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten wir deshalb langfristig mit lokalen Partnern zusammen, um lebenswichtige Medikamente vor Ort zu beschaffen und pharmazeutisches Know-how durch Aus- und Fortbildung zu transferieren. Dagegen kommt es in der humanitären Hilfe eher auf eine schnelle pharmazeutische Nothilfe nach Katastrophen wie Erdbeben oder Taifunen an – oder bei Kriegen wie jetzt in der Ukraine.

In Berlin ist Ihr Verein in der Flüchtlingshilfe engagiert, gerade auch seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Warum ist hier die Hilfe Ihres Vereins so wichtig?

Christian Splett: Frauen, Männer und Kinder, die noch nicht im Asyl- oder Sozialsystem erfasst sind, können auch nicht voll gesundheitlich versorgt werden. Bereits im Herbst 2015 haben sich unsere Apothekerinnen und Apotheker deshalb um noch nicht registrierte Flüchtlinge in einzelnen Berliner Notunterkünften gekümmert, das heißt, Bedarfslisten erstellt und notwendige Medikamente beschafft. Im Frühjahr 2022 – zu Beginn des Ukraine-Kriegs – war es ähnlich. Da haben wir die Stadtmission mit medizinischem Verband- und Hilfsmaterial für die untergebrachten Flüchtlinge unterstützt.

Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld der Berliner Vereinsmitglieder ist die Obdachlosenhilfe in der Stadt. Was haben Sie mit Ihren Mitstreitern bisher erreicht?

Christian Splett: Fünf Jahre läuft nun schon unser Projekt in Berlin. Seit 2017 unterstützen wir die Notfallambulanz der Stadtmission nahe dem Hauptbahnhof, indem wir Bedarfslisten erstellen, Medikamente und Verbandsstoffe beschaffen, die Lagerverwaltung optimieren sowie Schulungen für ehrenamtliche Helfer und medizinisches Fachpersonal anbieten. Darüber hinaus machen wir besondere Aktionen wie „Eine Tüte Hygienebedarf für Obdachlose“ im Pandemiejahr 2021, als wir fünf Einrichtungen mit Hunderten Beuteln voller Cremes, Tücher und Masken versorgt haben.

Wie können die Berliner Ihr breitgefächertes Engagement unterstützen?

Christian Splett: Vor Kurzem waren wir erst wieder auf dem Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt in Neukölln, wo wir drei Tage lang Apfelglühwein ausgegeben und Spenden eingesammelt haben. In vielen Berliner Apotheken stehen auch Spendenbüchsen, und unsere Spendenkontonummer findet sich auf unserer Internetseite. Dringend abraten muss ich aber von Arzneimittelspenden. Wir können ihren Lagerungszustand und ihre Qualität nicht überprüfen. Und sie decken schon gar nicht den Bedarf im Zielland ab.

Sie wurden kürzlich in den siebenköpfigen Bundesvorstand von „Apotheker ohne Grenzen“ gewählt. Welche Ziele verfolgen Sie bei Ihrer Arbeit auf Bundesebene?

Christian Splett: Mehr als 20 Jahre nach der Gründung des Vereins haben wir uns als neuer Vorstand vorgenommen, vieles auf den Prüfstand und manches vielleicht auch auf den Kopf zu stellen. Ich persönlich möchte mich dafür einsetzen, unseren Verein noch bekannter zu machen – gerade auch in Berlin als Hauptstadt. Denn wir brauchen eine breite Unterstützung der Zivilgesellschaft. In unseren Projekten zeigt sich, welchen großen Unterschied eine gute Arzneimittelversorgung in einem Dorf in Tansania oder in einem Slum in Argentinien machen kann.

Informationen über Spendenmöglichkeiten auf apotheker-ohne-grenzen.de. Über die E-Mail-Adresse regionalgruppe.berlin.aog@web.de kann man Kontakt zur Berliner Regionalgruppe aufnehmen.

Bei zahlreichen Aktionen sammeln die Mitglieder des Vereins "Apotheker ohne Grenzen" Spenden für ihre Arbeit. | Foto: AoG Berlin
Christian Splett (48) ist einer von zwei Koordinatoren der Berliner Regionalgruppe von „Apotheker ohne Grenzen“. Hauptberuflich arbeitet er in der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. | Foto:  AoG Berlin
Autor:

Hendrik Stein aus Weißensee

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