Trotz Kürzungen einige Schwerpunkte setzen
Dem Bezirk stehen weniger Haushaltsmittel zur Verfügung

Im Rathaus Lichtenberg finden derzeit Beratungen über den Doppelhaushalt des Bezirks für die Jahre 2022/2023 statt. | Foto:  Bernd Wähner
2Bilder
  • Im Rathaus Lichtenberg finden derzeit Beratungen über den Doppelhaushalt des Bezirks für die Jahre 2022/2023 statt.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Dem Bezirk stehen zwei schwierige Haushaltsjahre bevor. Und trotzdem wird die Bezirkspolitik weiterhin infrastrukturelle Akzente setzen.

Üblicherweise werden die Haushalte vor Beginn eines Haushaltsjahrs beschlossen. Doch im Herbst 2021 regierte noch der alte Senat, der dem neuen keinen beschlossenen Haushalt mit auf den Weg geben wollte und konnte. Erst Anfang des Jahres bekamen die Bezirke die Eckpfeiler mitgeteilt. „Deshalb sind die Haushaltsberatungen im Bezirk diesmal etwas kurz“, erklärt Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke). „Uns steht nur ein sehr kleines Zeitfenster zur Verfügung, in dem sich auch die neuen Stadträtinnen einarbeiten mussten.“

Wenn man bedenkt, dass es im Entwurf um mehr als 940 Millionen Euro geht, sind es massive Summen, über die zu entscheiden ist.

Neben der Kürze der Zeit seien die Rahmenbedingungen „ziemlich schlecht“, schätzt Bürgermeister Grunst ein. Den Bezirken wurden insgesamt 78 Millionen Euro sogenannte pauschale Minderausgaben aufgedrückt, wovon auf Lichtenberg etwa sieben Millionen Euro entfallen. „Pauschale Minderausgaben“ ist nichts anderes als eine Umschreibung für die Kürzung finanzieller Mittel. Gleiches gilt für Kürzungen im Personalbereich um berlinweit 26,3 Millionen Euro, wovon 2,2 Millionen Euro auf Lichtenberg entfallen.

Kürzungen können im Haushalt nicht so einfach aufgelöst werden, wie es in der Sprache der Verwaltung heißt. Ein Grund ist, dass viele Ausgaben gesetzlich vorgeschrieben sind, beispielsweise im Sozial- und im Jugendbereich. Und wenn Ausgaben nicht finanziell untersetzt sind, ist der Haushalt nicht verfassungskonform. Dann kann es passieren, dass das Abgeordnetenhaus zwar einen Landeshaushalt beschließt, aber einzelne Bezirke unter „vorläufiger Haushaltswirtschaft“ stehen. Das heißt, es dürfen nur unausweichliche Ausgaben vorgenommen werden. Alle anderen sind vom Senat erst zu genehmigen.

So lasse sich das Fazit ziehen, dass Lichtenberg erstmals seit vielen Jahren im Haushalt „pauschale Minderausgaben“ einstellen muss. „Aber wir können das trotzdem wuppen“, hofft Michael Grunst. Denn im ersten Halbjahr 2022 gilt ja bereits die vorläufige Haushaltswirtschaft, sodass weniger ausgegeben wird. „Außerdem führen wir auf Landesebene den Kampf darum, dass uns die pauschalen Minderausgaben reduziert werden.“

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen setzt das Bezirksamt im Entwurf für den nächsten Doppelhaushalt 2022/ 2023 einige Akzente. Zum einen wird der Eigenanteil für wichtige Projekte, wie die Errichtung des KuBiZ Kultur- und Bildungszentrums in Neu-Hohenschönhausen gesichert. Zum anderen wird in wichtigen Bereichen zusätzliches Personal eingeplant, unter anderem, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Mit Blick auf die Schulbauoffensive braucht es Verstärkung im Objekt- sowie im Baumanagement. Weiterhin werden Mittel für Schulgesundheitsfachkräfte ebenso vorgesehen, wie zusätzliches Personal im Bereich Einbürgerung.

Schließlich sollen auch Mittel für politisch gewollte Projekt im Haushalt verankert werden. Einige Beispiele: Die Kiezfonds, in denen für 13 Kieze jeweils 10 000 Euro zur Verfügung stehen, soll auf 13 000 Euro erhöht werden. Außerdem soll der Wochenendbetrieb im Tagestreff für Wohnungslose an der Weitlingstraße verstetigt werden. Dafür werden mehr als 50 000 Euro eingeplant. Etwa eine Millionen Euro zusätzlich werden für Verkehrssicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen von Verkehrsflächen vorgesehen. Bürgermeister Grunst: „Ich denke hier vor allem an die über Jahrzehnte vernachlässigte Sanierung von Gehwegen, aber auch an Radwege und Straßenverkehrsflächen.“

Weiterhin werden Mittel für Schulstationen, die Verstetigung des Regenbogenfamilienzentrums sowie für RFID-Technik in Bibliotheken (Medien werden einfacher verbucht und gesichert) eingeplant. Und erstmals ab 2023 soll es 50 000 Euro für Schutz- und Pflegemaßnahmen für Kunstwerke im öffentlichen Raum geben. Um die kümmerte sich bisher leider keiner.

Mit diesen und weiteren Schwerpunktsetzungen wird der Haushaltsplanentwurf derzeit in den Ausschüssen der BVV beraten. Nach einem entsprechenden Beschluss der BVV geht er dann zur Beratung in den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses, wo im April und Mai die Haushaltsberatungen stattfinden.

Im Rathaus Lichtenberg finden derzeit Beratungen über den Doppelhaushalt des Bezirks für die Jahre 2022/2023 statt. | Foto:  Bernd Wähner
Bürgermeister Michael Grunst hofft, dass der nächste Doppelhaushalt trotz schwieriger Rahmenbedingungen beschlossen wird. | Foto: Bezirksamt Lichtenberg
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 736× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 459× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.839× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.