Wachsendes Problem
Der Götterbaum zerstört auch im Lietzenseepark die Vielfalt der Vegetation

Seit 2013 sind Giesela Liertz, Irene Fritsch und Norbert Voss vom Verein "Bürger für den Lietzensee" in den Kampf gegen den Götterbaum verstrickt. Sie sind damit überfordert und suchen Hilfe.  | Foto: Matthias Vogel
4Bilder
  • Seit 2013 sind Giesela Liertz, Irene Fritsch und Norbert Voss vom Verein "Bürger für den Lietzensee" in den Kampf gegen den Götterbaum verstrickt. Sie sind damit überfordert und suchen Hilfe.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Der Verein „Bürger für den Lietzensee“ schlägt Alarm: Der Götterbaum macht sich im Lietzenseepark derart breit, dass die Vegetation der beliebten Grünanlage bald als Monokultur daherkommen wird, wenn nichts geschieht.

Norbert Voss, Vorsitzender des rührigen Vereins, zieht unter Mühen eine kniehohe Pflanze des Ailanthus altissima, so der botanische Name des Götterbaums, samt Wurzel aus dem Erdreich. Das wäre der einzig wirksame Weg: Das Zurückschneiden versteht der Baum als Signal, sein Wachstum zu beschleunigen. Triebe aus verletztem Wurzelwerk können innerhalb eines Jahres drei Meter hoch werden.

In Beeten, an Hängen, auf der Brücke

Der Ailanthus gilt als schnellstwüchsiger Baum Europas. Wie schnell er sich ausbreitet, macht Voss anhand des südlich der Neuen Kantstraße abfallenden Hangs deutlich. „Im Februar sind wir hier durchgegangen, jetzt ist schon wieder alles voll.“ Wer einmal weiß, dass die gefiederten Blätter dem Götterbaum zuzuordnen sind, sieht ihn am Lietzensee wirklich überall. In den Beeten, an allen Hängen, oben auf der Brücke, wo er zwischen Geländer und Gehweg Wurzeln geschlagen hat und es eine Frage der Zeit ist, bis er Risse in den Beton zwingt.

Insekten und Vögel mögen den Götterbaum nicht

Voss und seine beiden Mitstreiterinnen aus dem Verein, Irene Fritsch und Giesela Liertz, kämpfen seit 2013 gegen die aus China stammende Pflanze und erläutern die Problematik: „Durch die enorme Konkurrenz um Nährstoffe und Licht werden alle anderen Pflanzen verdrängt. Insekten und Vögel mögen den Götterbaum nicht und bei der Beseitigung muss man wegen der Giftstoffe Handschuhe tragen. Auch soll er Asthma auslösen können“, sagt Voss. „In der Schweiz haben sie das gleiche Problem“, ergänzt Liertz, „dort versucht man, die Bäume mit Glyphosat einzupinseln und so abzutöten.“

Im Grünflächenamt fehlt Personal

Längst wisse das Grünflächenamt des Bezirks von dem Problem. Dort fehle es aber an Personal. „Eigentlich müssten junge, kräftige Mitarbeiter eingestellt werden. Die anstrengenden Arbeiten am Hang können ältere Menschen gar nicht leisten“, sagt Fritsch. Ebenfalls schwierig: "Würden die großen Wurzelwerke älterer Götterbäume ausgegraben, würden die Hänge vermutlich abrutschen.“ Weil der Bezirk machtlos ist, fordern die „Bürger für den Lietzensee“ den Senat auf, tätig zu werden. „Das ist ja kein lokales, sondern ein berlinweites, bundesweites, wenn nicht gar europaweites Problem“, sagt Liertz.

Derk Ehlert: Beseitigung macht Sinn

Derk Ehlert, Pflanzenfachmann in der Pressestelle des Senats für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, stimmt dieser Einschätzung zu. Seine Expertise ist fatal: „Den Götterbaum komplett aus dem Berliner Stadtbild zu verbannen, ist unmöglich. Er ist zu stark etabliert.“ In Berlin sei der Ailanthus bereits seit dem 17. Jahrhundert zu Gast. „Er ist ja auch sehr schön, war wegen seiner spektakulären roten Laubfärbung beliebt und hat sich auch sehr lange anständig benommen“, erklärt Ehlert. „Seit den 40er-Jahren findet er bei uns – vermutlich wegen des Klimawandels – beste Voraussetzungen. Seither vermehrt er sich explosionsartig. Und zwar auf allen Ebenen. Also über Samen und Rhizome.“ Erst vor zwei Wochen sei der Götterbaum auf die EU-Liste der Neobiota – Pflanzen mit stark invasivem Verhalten – gesetzt worden. „Er darf offiziell nicht mehr gepflanzt werden“, so der Sprecher des Senats. Weil seiner Ausbreitung niemand mehr Herr werden könne, könne es sich bei der Beseitigung des Götterbaums immer nur um Einzelfallentscheidungen handeln. „Im Lietzenseepark würde sie auf jeden Fall Sinn machen, allerdings ist der Bezirk dafür zuständig, nicht der Senat.“

„Unbefriedigend, der schafft das ja mit seinen Ressourcen nicht“, findet Fritsche. Damit wolle sich der Verein, der mit seinem Gang an die Öffentlichkeit auch Privatgarten-Besitzer für das Thema sensibilisieren möchte, sicher nicht abfinden. Am Sonnabend, 10. August, rückt um 10 Uhr wieder einmal ein Fernsehteam des RBB an und Moderator Ulli Zelle wird sich der Sache annehmen. „Wir hoffen einfach, dass wir Hilfe bekommen.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 919× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 588× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.977× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.