Signale auf Stopp am Anhalter Bahnhof
Bezirksansichten einst und jetzt

Das Gelände des Anhalter Bahnhofs. Jürgen Grothe machte dieses Bild am 15. November 1959. | Foto: Jürgen Grothe
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  • Das Gelände des Anhalter Bahnhofs. Jürgen Grothe machte dieses Bild am 15. November 1959.
  • Foto: Jürgen Grothe
  • hochgeladen von Thomas Frey

Dort, wo sich heute die "Topographie des Terrors" befindet, gab es einst ein Autodrom. Und an der Stelle des Spreewaldbades stand früher ein Bahnhofsgebäude. Nur zwei Beispiele inzwischen ganz anderer Ansichten, die jetzt in einem Bildband betrachtet werden können.

"Berlin – Fotografien aus Ost und West" heißt das Werk. Die Aufnahmen stammen von Jürgen Grothe. Grothe, Jahrgang 1936, wurde 1980 Leiter des Bildarchivs des Landes Berlin. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Artikel zur Geschichte Berlins und Spandaus.

Seine Fotos in dem Buch entstanden zwischen 1956 und 1978, also während der Zeit der Teilung und teilweise noch vor dem Mauerbau. Der Schwerpunkt liegt auf West-Berlin. Aber auch Ost-Berlin ist vertreten, darunter einige wenige Fotos aus Friedrichshain, die allerdings unter "Mitte" eingeordnet wurden.

Eines davon ist besonders auffällig. Es zeigt das einstige Stalindenkmal an der damals noch so genannten Stalinallee, der heutigen Karl-Marx- und Frankfurter Allee. Der Abbau des Monuments erfolgte, ebenso wie die Umbenennung des Magistrale, in der Nacht vom 13. auf den 14. November 1961. Jürgen Grothe hatte es gut fünf Jahre zuvor fotografiert.

Kreuzberg ist dagegen in dem mehr als 230 Seiten dicken Werk stark vertreten. Auf den Bildern zu sehen sind Ruinen, die heute wiederaufgebaut sind, etwa der Martin-Gropius-Bau oder das spätere Berlin-Museum, heute Teil des Jüdischen Museums, Ansichten vom Mehringplatz, noch ohne Hochhäuser, und gleich mehrfach der Anhalter Bahnhof und seine Umgebung. Eine Aufnahme von 1959 zeigt das schon sieben Jahre zuvor stillgelegte Gleisgelände hinter dem Eingangstorso. Einschließlich noch vorhandener Signale. Sie stehen auf Stopp.

Immer wieder ein Motiv ist auch die Mauer. In der Niederkirchner- oder Zimmerstraße, am Leuschnerdamm, an der Luckauer- und Sebastianstraße. Es sind Bilder mit historischem Wert. Sie fordern gleichzeitig zur Gegenüberstellung mit der heutigen Szenerie heraus. Dann wird erst deutlich, wie viel sich verändert hat.

Das Buch "Berlin. Fotografien aus Ost und West 1956-1978" ist im Elsengold Verlag erschienen und kostet 36 Euro.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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