Demonstration vom 15. Januar 1990 jährt sich
Bürger stürmen die Stasizentrale

SED-Gegner dringen in Haus 18 der Stasizentrale ein.  | Foto: Ralf Drescher
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Mitte Januar 1990 haben die Berliner im Osten der Stadt die Nase voll. Trotz friedlicher Revolution sind die Strukturen der Staatssicherheit noch nicht aufgelöst, werden Akten vernichtet. Am 15. Januar 1990 schreiten ein paar tausend Ostberliner nach einem Aufruf des Neuen Forums zur Tat und stürmen die Stasizentrale in der Normannenstraße. Ich war mit der Kamera dabei.

Die Vorgeschichte: Kurz nach Weihnachten 1989 hatten Unbekannte das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park mit Losungen gegen DDR und Sowjetunion beschmiert. Tage später kam es dort zur Demonstration von 250 000 SED-Anhängern. SED-PDS-Chef Gregor Gysi forderte einen Verfassungsschutz für die DDR. Dabei sollte der SED-Geheimdienst nach Forderungen des Runden Tisches eigentlich abgewickelt werden.

Die Opposition war empört, rief in Flugblättern zur Besetzung der Stasizentrale am 15. Januar auf. Tausende rückten an, Bauarbeiter brachten Mörtel und Ziegelsteine mit, um den Zugang zur Geheimdienstzentrale symbolisch zuzumauern. Dann öffneten sich die nur von ein paar Bereitschaftspolizisten besetzten Tore. Tausende Bürger drangen ein. Gewalt fand nicht statt, zu Bruch gingen nur Fensterscheiben, ein paar Türen und Einrichtungsgegenstände. Von regierungstreuen Medien am nächsten Tag verbreitete Meldungen von Millionenschäden – ein Märchen.

Das Ende des gefürchteten Geheimdienstes

Der Sturm auf die Stasi war der Auftakt für das Ende eines der gefürchtetsten Geheimdienste der Welt. Heute können Betroffene ihre Akten einsehen, immer noch werden Spitzel enttarnt. Darunter Prominente wie Schauspieler, Politiker, Wissenschaftler, aber auch enge Freunde oder Familienmitglieder. Fast drei Jahrzehnte nach dem Sturm auf das Ministerium für Staatssicherheit ist die Aufarbeitung der SED-Diktatur noch nicht abgeschlossen.

Vor Ort in der früheren Stasizentrale, Ruschestraße 103, gibt es am 15. Januar gleich mehrere Veranstaltungen. Der ganze Tag steht unter dem Motto „Wo ist meine Akte?“. Das Stasimuseum im Haus 1 ist den ganzen Tag bei freiem Eintritt geöffnet. Um 13 und 16.30 Uhr gibt es dort Führungen durch die Dauerausstellung. Um 17 Uhr lädt das „Bürgerkomitee 15. Januar“ zum Geländerundgang auf den Spuren der Demonstranten von 1990 ein. Außerdem werden von 14 bis 18 Uhr im Haus 22 Schulungsfilme der Stasi gezeigt, im Haus 7 gibt es Hinweise zur Beantragung von Akteneinsicht und Infos zur Rekonstruktion zerrissener Stasiunterlagen. Das ganze Programm steht auf https://bwurl.de/14p8 .

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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