Obdachlosenheim bald geschlossen?: Bezirk sorgt sich um Luisenstadt-Apartments
Mitte. Die Pension Luisenstadt in der Köpenicker Straße 56/57 Ecke Michaelkirchstraße wird möglicherweise geschlossen. Das Sozialamt bringt dort bisher 87 obdachlose Menschen unter.
Die Eingangstore sind mit Sichtschutz verblendet, das viergeschossige Gebäude dahinter macht keinen gepflegten Eindruck. Vor kurzem wurden im Kiez Flugblätter mit dem Titel „Skandal – Obdachlosenheim soll geschlossen werden“ verteilt. „Einige Nachbar/innen aus dem Kiez“ fordern darin zum Protest auf und behaupten, der Eigentümer wolle das ehemalige Fabrikgebäude zu Luxuslofts umbauen. Vertreibung und steigende Mieten seien die Folge, so die anonymen Flugblattschreiber.
Im BVV-Sozialausschuss erklärte Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne), dass der Wohnheimbetreiber, nachdem er vom Bezirk zu notwendigen Renovierungen aufgefordert wurde, mit einer möglichen Schließung gedroht habe. Gegenüber der Berliner Woche wollte sich der Pensionsinhaber nicht äußern, wie er über seinen Rechtsanwalt Burkhart Person mitteilen lässt. Er sei „aufgrund der Erfahrungen mit der Presse ein gebranntes Kind“, erklärt Person die Zurückhaltung.
Nach Informationen der Berliner Woche will der Heimbetreiber die Pension möglicherweise nach 23 Jahren „aus persönlichen wie internen Gründen“ schließen. Das Haus sei stark sanierungsbedürftig und teilweise abrissfähig, Investitionen in sechsstelliger Höhe nicht wirtschaftlich. Die Luisenstadt-Apartments nehmen bis zu einer endgültigen Entscheidung keine neuen Bewohner auf.
Für den Bezirk wäre die Schließung des Wohnheims ein Problem, weil auf einmal mehr als 80 dringend benötigte Plätze wegfallen. Für die Betroffenen müssten neue Unterkünfte gefunden werden. Wie Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagt, möchte er den Pensionsbetreiber „überreden, dass er das Heim weiterführt“. Das Sozialamt Mitte ist für etwa 6400 Flüchtlinge zuständig, die „vom Status her von Obdachlosigkeit bedroht sind“, sagte Gothe im Mai im BVV-Sozialausschuss. Der Bezirk ist für die Unterbringung zuständig und sucht ständig Plätze in Hostels und Pensionen. Die Betreiber bekommen pro Person und Nacht zirka 25 Euro. Laut Gothe würden zwei Mitarbeiter im Sozialamt ständig neue Hotels abklappern. DJ
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