„Ihr habt es so gewollt“
Fotografische Erinnerungen an Robert "Rio" Korn

Robert „Rio“ Korn war Frontmann der Band „No Exit“ und Beleuchtungschef der Brotfabrik-Bühne. Sein Leben war sogar Inspiration zu einem Theaterstück. | Foto: Brotfabrik/Lynn Schwabe
  • Robert „Rio“ Korn war Frontmann der Band „No Exit“ und Beleuchtungschef der Brotfabrik-Bühne. Sein Leben war sogar Inspiration zu einem Theaterstück.
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„Rio – Ein Leben in Weißensee“ ist der Titel der neuen Ausstellung in der Galerie des Rathauses Pankow. Gezeigt werden Fotografien, die den Musiker Robert „Rio“ Korn portraitieren.

Der 2021 viel zu früh verstorbene Weißenseer Punkmusiker, den alle nur Rio nannten, war mehr als eine Kiezlegende und ein Weißenseer Urgestein. Die einen kannten ihn als Frontmann der Punkrock-Band „No Exit“. Anderen war er als technischer Mitarbeiter der Brotfabrik-Bühne bekannt.

Quatschen ohne Konzept

Das Kulturzentrum Brotfabrik am Caligariplatz war Rios zweites Zuhause. Im kleinen Theater des Hauses war er für die Beleuchtung zuständig. Aber er war hier auch auf der Bühne zu erleben. So gestaltete er mit seinem Kumpel Süni mehrfach einen „Abend in der Kneipe“: Rio und Süni luden sich Gäste ein, mit denen sie quatschten. Das Konzept dieser Show war: Es gab keins. Alles entstand spontan. Was zunächst als ungewöhnliches Veranstaltungsprojekt entstand, erfreute sich wachsender Beliebtheit.

Spontanität war auch bei seinen Auftritten als Frontmann von „No Exit“ gefragt. Seit 1991 hielt Rio mit seiner Band in über 500 Liveauftritten die Fahne des Punkrock hoch. „Du sollst scheißen“, „Ihr habt es so gewollt“, „Love Hate Punk“, „Das Letzte von die besten zehn Jahre“ oder einfach „Ihr nicht“ heißen die Platten der Band.

Robert Korn absolvierte zunächst eine Druckerlehre, war Setzer beim Neuen Deutschland. Nach der Wende wurde er arbeitslos. Als Selbstständiger scheiterte er, war hoch verschuldet, bezog Hartz IV und arbeitete dann in Fördermaßnahmen. 2014 saß er als „Wer wird Millionär?“-Kandidat Günter Jauch gegenüber. Den Gewinn von 64 000 Euro nutze er, um seine Schulden zu begleichen.

Leben zwischen den Systemen

Im Kulturzentrum am Caligariplatz kümmerte er sich jahrelang um die Beleuchtung bei Theateraufführungen. Als Sänger kannte er sich bereits mit Tontechnik aus. Auf der Bühne lernte er rasch den Umgang mit dem Licht kennen. Rio wuchs immer mehr in die Theater- und Bühnenwelt hinein. Sein Lebensweg begeisterte die Theatermacher Jens Heuwinkel und Willi van Hengel so, dass sie 2018 mit „De Janeiro – ein Punk ertrinkt im Weißen See“ ein Stück über das Leben von Robert „Rio“ Korn auf die Bühne brachten. Sie erzählten die Geschichte des Punks während und nach der Wende und schilderten das Leben eines Berliners zwischen den Systemen, zwischen Sozialismus, Wendezeit und freier Marktwirtschaft.

„Rio“ Korn verstarb im März 2021 völlig unerwartet. Er hinterließ zwei Töchter. Schon bald nach seinem Tod wurde an das Bezirksamt Pankow die Idee herangetragen, "Rio" Korn eine Fotoausstellung zu widmen. Mit Unterstützung durch das Team der Brotfabrik-Galerie konnte der Kontakt zu Fotografen hergestellt und die Idee umgesetzt werden. Die Fotografin Lynn Schwabe schuf eindrucksvolle Porträts des privaten Menschen im Berliner Umfeld und auf Reisen. Viviane Wild porträtierte Rio anlässlich der Uraufführung des Theaterstücks „De Janeiro – ein Punk ertrinkt in Weißensee“ in der Brotfabrik.

Ein Schwerpunkt der Arbeit des Berliner Fotografen Micha Winkler, der im Oktober 2022 leider unerwartet verstarb, war die zeitgenössische Musik, insbesondere Jazz und Punk. Über viele Jahre dokumentierte er in den 90ern die Auftritte von „No Exit“.

Die Ausstellung „Rio – Ein Leben in Weißensee“ ist bis 14. April in der Galerie des Rathauses Pankow, Breite Straße 24a-26, Mo-Fr 10-18 Uhr zu besichtigen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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