Mit Spiel, Bewegung und Musik
Sprachpatenprojekt des DRK fördert Entwicklung und Integration von Kindern ohne Kitaplatz

"Sprache ist in allem Tun" lautet das Motto der DRK-Sprachpaten | Foto:  DRK e.V.
3Bilder
  • "Sprache ist in allem Tun" lautet das Motto der DRK-Sprachpaten
  • Foto: DRK e.V.
  • hochgeladen von Michael Vogt

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“, konstatierte schon der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein. Und so ist die mangelnde Sprachentwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund eines der häufigsten Integrationsprobleme in Deutschland. Das Sprachpatenprojekt für Kinder ohne Kitaplatz vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Schöneberg-Wilmersdorf will diesem Defizit entgegenwirken.

Leiterin des Projekts ist die Sozialpädagogin Helen Crasselt. Nachdem die 37-Jährige einige Jahre als Erzieherin und pädagogische Leiterin in Kindertagesstätten gearbeitet hatte, kam sie 2019 zum DRK. Als dann im selben Jahr die Eduard-Winter-Kinderstiftung eine Kooperation mit dem DRK im Bereich Integration für Kinder mit Migrationshintergrund anregte, kam Helen Crasselt auf die Idee, ein entsprechendes Patenschaftsprojekt ins Leben zu rufen. „Meine Erfahrungen aus der Zeit der Kitaarbeit haben mir damals sehr geholfen“, sagt Helen Crasselt. „Wir wollen mit dem Projekt die Lücke in der Sprachvermittlung für Kinder schließen, die im Kitaalter noch vor dem Schuleintritt entsteht. Denn eins ist klar: Falls Kinder ohne Deutschkenntnisse keine Möglichkeit haben, diese zu erwerben, führt das für sie unweigerlich zu schlechteren Startbedingungen, wenn schließlich die Schulpflicht greift.“ Zwar gebe es in Berlin vereinzelt geförderten Sprachunterricht und seitens der Senatsverwaltung oder der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Projekte wie die mittlerweile beendeten „Sprungbrett-Kitas“, aber in Bezug auf vorschulische Sprachförderung für Kinder aus Migrantenfamilien ohne Kitaplatz sei das DRK-Projekt einzigartig, so Crasselt.

Helen Crasselt leitet das Sprachpatenprojekt für Kinder ohne Kitaplatz beim Deutschen Roten Kreuz Schöneberg-Wilmersdorf. | Foto:  DRK e.V.
  • Helen Crasselt leitet das Sprachpatenprojekt für Kinder ohne Kitaplatz beim Deutschen Roten Kreuz Schöneberg-Wilmersdorf.
  • Foto: DRK e.V.
  • hochgeladen von Michael Vogt

Ursprünglich sollten die Sprachpatenschaften von Ehrenamtlichen übernommen werden, doch dann ergab sich eine fachliche Begleitung durch die Kooperation mit der Potsdamer Fachhochschule „Clara Hoffbauer“. Nun fungieren zwei Studierende der Fachhochschule als hauptamtliche Sprachpaten. Sie betreuen jeweils eine Gruppe von vier bis fünf Kindern, die zweimal in der Woche in eine Einrichtung des DRK kommen. Dort werden die kommunikativen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten der Kinder in alltäglichen Situationen gefördert – im Spiel, mit Musik, in der Bewegung, bei einem Spaziergang, im künstlerischen Ausprobieren oder bei naturwissenschaftlichen Experimenten.

„Der Erfolg des Konzepts hängt natürlich maßgeblich davon ab, dass die Eltern mitziehen“, meint Helen Crasselt. „Wenn diese begreifen, dass die Integration ihrer Kinder vom Spracherwerb abhängt, werden sie auch die regelmäßige Teilnahme ihrer Kinder gewährleisten. Und immer dann machen wir die gleiche positive Erfahrung, nämlich dass diese Kinder alles aufsaugen und ungeheuer schnell Deutsch lernen.“

Alle Aktionen mit den Kindern können ihr Interesse an der Sprache fördern.  | Foto:  DRK e.V.
  • Alle Aktionen mit den Kindern können ihr Interesse an der Sprache fördern.
  • Foto: DRK e.V.
  • hochgeladen von Michael Vogt

Problematisch werde es, wenn – aus welchen Gründen auch immer – die regelmäßige Teilnahme nicht gegeben ist, so Crasselt weiter. Insofern war es ein Vorteil, dass während der Pandemie die Sprachpaten direkt in die Flüchtlingsunterkünfte kamen und den direkten Kontakt mit den Eltern pflegen konnten. Heute sind die Sprachpaten darauf angewiesen, dass die Eltern ihre Kinder zu ihnen bringen.

Der Bedarf ist jedenfalls ungebrochen. Die Vermittlung der Kinder erfolgt über die Mitarbeiter in den Flüchtlingsheimen und Gemeinschaftsunterkünften, über den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, teils über Familien- und Stadtteilzentren und nicht zuletzt auch über das senatsgeförderte DRK-Parallelprojekt „Stadtteilmütter“, das Helen Crasselt ebenfalls koordiniert.

Informationen über das Sprachpatenprojekt gibt es auch auf bwurl.de/18zd.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 789× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 793× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 484× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 967× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.871× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.