Mehr Schulplätze, mehr Sportangebote
Gespräch mit Stadträtin Filiz Keküllüoğlu über Erreichtes und weitere Vorhaben

Filiz Keküllüoğlu ist als Stadträtin unter anderem für Schule und Sport im Bezirksamt zuständig. | Foto:  Bernd Wähner
  • Filiz Keküllüoğlu ist als Stadträtin unter anderem für Schule und Sport im Bezirksamt zuständig.
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Vor einem Jahr stellte die Berliner Woche die neue Stadträtin für Schule, Sport und Facility Management, Filiz Keküllüoğlu (Bündnis 90/Die Grünen) vor. Zu ihrer Bilanz für 2022 und weiteren Vorhaben befragte sie Berliner-Woche-Reporter Bernd Wähner.

Wie kommt der Bezirk bei der Schaffung neuer Schulplätze voran?

Filiz Keküllüoğlu: Lichtenberg gehört zu den Vorreiterbezirken im Schulbau. Allein im vergangenen Jahr haben wir 1300 neue Schulplätze geschaffen. Die Integrierte Sekundarschule (ISS) in der Wartiner Straße in Neu-Hohenschönhausen, den Erweiterungsbau an der Lew-Tolstoi-Schule in Karlshorst sowie die Grundschule in der Paul-Junius-Straße haben wir fertiggestellt. In diesem Jahr folgt die 13. ISS an der Storkower-Straße mit Platz für 600 Schüler. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen baut in enger Zusammenarbeit mit dem Schulamt neue Grundschulen am Blockdammweg, an der Hauptstraße und an der Schleizer Straße. Die Howoge errichtet Schulen Am Breiten Luch, an der Allee der Kosmonauten und an der Rheinpfalzallee. Für dieses Jahr schaffen wir noch 1610 Schulplätze, und bis 2026 kommen weitere 4000 hinzu. Wir kommen gut voran. Aber wenn es Verzögerungen gibt, dann geraten wir auch mal an unsere Grenzen. Dann müssen wir nämlich schauen, wo wir Klassen anderweitig unterbringen. Und da gibt es leider nicht mehr so viele Möglichkeiten. Wir sind noch nicht schnell genug, weil Lichtenberg schneller wächst, als wir Schulplätze schaffen können. Hier müssen die Prozesse noch mehr beschleunigt werden.

In welchen Regionen besteht noch ein größeres Defizit und was ist dort geplant?

Filiz Keküllüoğlu: Das ist zum Beispiel Alt-Hohenschönhausen. Da gibt es derzeit ein Defizit von etwa 240 Plätze. Das führt dazu, dass wir Schulen überbelegen und auch Teilungsräume aufgeben müssen. Deshalb freuen wir uns, dass zum Schuljahresbeginn 2023/24 die neue Grundschule an der Schleizer Straße mit über 430 Plätzen fertig wird. Dennoch wird in dieser Region das Defizit bereits zum Schuljahr 2024/2025 auf 440 Plätze weiter steigen. Deshalb wird der geplante Ergänzungsbau an der Oberseeschule mit rund 220 Plätzen zu einer wichtigen Entlastung führen. In Aussicht steht außerdem eine dreizügige Grundschule an der Wollenberger/Gehrenseestraße.

Sie wollten sich auch für Diskriminierungsschutz an Schulen einsetzen. Ende Januar ging die Lichtenberger Anlauf- und Fachstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen an den Start. Welche Aufgaben hat sie?

Filiz Keküllüoğlu: Nach Friedrichshain-Kreuzberg sind wir der zweite Bezirk mit solch einer Anlaufstelle. Dass es diesen Bedarf gibt, bestätigen mir Eltern in der Bürgersprechstunde. Sie berichten von diskriminierenden Erfahrungen, die ihre Kinder an Schulen machen und wissen oft nicht, an wen sie sich wenden können. Nach einem Auswahlverfahren wurde der gemeinnützige RAA Berlin für diese Stelle ausgewählt. An die Antidiskriminierungsstelle können sich Schüler und Eltern vertrauensvoll wenden, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Und gemeinsam mit der Schule kann dann nach Lösungen gesucht werden. Meist passiert Diskriminierung ja unbewusst und unbeabsichtigt. Aber sie ist verletzend und kann auch die Leistungen beeinflussen. Die Stelle soll deshalb in den Schulen auch Fortbildung für Lehrkräfte anbieten, wenn es gewünscht ist. Sie kann bei der Entwicklung von Handlungsstrategien unterstützen, aber auch Diskriminierungen dokumentieren. Wenn man eine Statistik hat, kann man Muster erkennen und institutionelle Maßnahmen einleiten.

Sie sind als Stadträtin auch für Sport zuständig. Bei unserem Gespräch von einem Jahr sagten Sie, dass Sie sich für den Erhalt und die Sanierung von Sportstätten einsetzen werden. Sind Sie bei diesem Thema vorangekommen?

Filiz Keküllüoğlu: Ja. Wir haben zum Beispiel die Sporthalle des Grünen Campus Malchow saniert. Die Brodowin-Grundschule bekam eine neue Dreifeld-Typensporthalle und die Sporthalle der Alexander-von-Puschkin-Schule wurde saniert. Ein richtiges Schmuckstück ist das BVB-Stadion an der Siegfriedstraße geworden, das wir etappenweise umgebaut, neugestaltet und saniert haben. Die letzte Baumaßnahme dort war im vergangenen Jahr der Umbau des Funktionsgebäudes. Dort haben wir unter anderem weitere Kabinen und Duschen angebaut. In diesem Jahr sind weitere Fertigstellungen geplant. So wird in der Klützer Straße 36 eine Sporthalle nach umfangreicher Sanierung wieder in Betrieb gehen. Unser Wunsch ist es, dass das eine Kiezsporthalle wird, die niederschwellig auch von Anwohnern genutzt werden kann, die vielleicht nicht so leicht für Sport in einem Verein zu begeistern sind.

Gibt es weitere Vorhaben im Breitensport?

Filiz Keküllüoğlu: Gemeinsam mit dem Bezirkssportbund haben wir einen Schwerpunkt auf die Frage gelegt: Wie können wir Frauen und Mädchen mehr für den Breitensport begeistern? Denn die sind bisher unterrepräsentiert. Man erreicht sie nach unserer Auffassung am besten mit einer konkreten Ansprache, indem man ihnen klar sagt, dass Frauen und Mädchen in Vereinen willkommen sind und etwaige Hürden, die sie erleben, abbaut. Deshalb wollen wir gemeinsam mit dem Bezirkssportbund besondere Leistungen von Frauen in Sportvereinen würdigen, auch Leistungen in Vorständen, in denen es noch zu wenige Frauen gibt. Wenn mehr Frauen in den Vorständen sind, dann hat das auch eine starke Ausstrahlungskraft.

Gibt es weitere Themen, die Sie 2023 voranbringen möchten?

Filiz Keküllüoğlu: Mir ist Bildungsgerechtigkeit sehr wichtig. Dazu gehört, dass wir Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung möglichst schnell eine Beschulung ermöglichen. Wir stellen für Willkommensklassen Räume zur Verfügung, warten aber seit Monaten auf Lehrkräfte. Hier hätte ich mir von der Bildungssenatorin ein größeres Engagement gewünscht. Ein weiteres Thema ist Schulwegsicherheit. Deswegen habe ich die AG Schulwegsicherheit wieder ins Leben gerufen. Zu jedem Treffen laden wir Vertreter von Schulen ein, die die Schulwege in ihrem Einzugsbereich vorstellen und auf Gefahren hinweisen. Eine große Gefahr stellen dabei aus Sicht der Polizei immer wieder die sogenannten Elterntaxis dar. Aber es ist auch schön zu hören, dass sich das Verkehrsverhalten ändert und immer mehr zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule gekommen wird. Im Sportbereich geht es mir vor allem um den weiteren Abbau von Barrieren. Themen sind auch die Ausweitung des Pilotprojekts „Kostenlose Periodenartikel“ an Schulen und Unisex-Toiletten.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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