Grüne stellen Verkehrskonzept vor
Bike Lanes, autofreie Kieze und U-Bahnverlängerung

Protected Bike Lanes können sich die Grünen auch auf der viel befahrenen Ruhlebener Straße vorstellen.  | Foto: Archiv/Kiefert
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Eine Diagnose, viele Rezepte: Gegen den drohenden Verkehrsinfarkt haben jetzt auch die Grünen ein eigenes Verkehrskonzept vorgelegt – nach CDU, SPD und FDP. Hauptziele sind mehr autofreie Zonen, ein Tramnetz, Protected Bike Lanes und flächendeckend Tempo 30.

Den Autoverkehr wollen die Grünen in Spandau weder abschaffen noch verbieten. Das stellt der Bezirksverband in seinem „Mobilitätskonzept“ gleich als Erstes klar. Busse, Radfahrer und Fußgänger aber sollen Vorrang haben und mehr Platz bekommen. So fordern die Grünen mehr autofreie Kieze und Fußgängerzonen beispielsweise in der Wilhelmstadt, Neustadt und Gartenstadt, ein Verbot für schwere Lkw durch Wohngebiete, flächendeckend Tempo 30, intelligente Lösungen für zugestaute Kreuzungen, mehr Sharingangebote, einen attraktiveren ÖPNV, um die Pendler aus dem Umland von den Straßen zu holen und zentrale Umschlagplätze für den Lieferverkehr.

Separate Ampelphasen für Radfahrer

Um Radfahrer besser zu schützen, sollten Radwege an Hauptstraßen und großen Kreuzungen baulich vom Autoverkehr getrennt werden. Dafür schlagen die Grünen sogenannte Protected Bike Lanes vor. Das sind Radwege, die sich mit Pollern vom Verkehr und Falschparkern abgrenzen. Neukölln hatte diese geschützen Radstreifen im letzten Sommer als erster Bezirk angeboten. In Spandau könnte so eine Protected Bike Lane beispielsweise auf der Straße Am Juliusturm zwischen Falkenseer Platz und U-Bahnhof Haselhorst entstehen, so der Vorschlag. Dazu sollen Radfahrer separate Ampelphasen bekommen und über ein bezirkliches Radwegenetz besser an Berlins Radschnellwege angebunden werden. Dass damit Flächenverluste für den Autoverkehr einhergehen, ist für die Grünen unvermeidbar, wenn der Radverkehr attraktiver werden soll. Für die Fußgänger wünscht sich der Bezirksverband barrierefreie Bürgersteige, breitere, grüne, möblierte und rutschfeste Fußwege, taktile Leitsysteme, eine bessere Sicht an Kreuzungen, längere Ampelphasen und genügend Licht auch in Parks. 

Straßenbahnen als Insellösung
in dicht besiedelten Gebieten

Ihr Hauptaugenmerk legen die Grünen aber auf den schienengebundenen ÖPNV. „Praktisch heißt das für uns, dass wir uns sowohl für die Verlängerung der U-Bahn als auch für die Straßenbahn einsetzen“, schreiben die Grünen in ihrem Konzept. Also kein „Entweder oder“ wie bei den anderen Parteien. Ein Spandauer Straßenbahnnetz als „Insellösung“ sollte daher zügig wiedereingeführt werden. Die prioritäre Strecke führt für die Grünen vom Johannesstift über die Streitstraße, das Rathaus und die Wilhelmstraße bis zur Heerstraße und dort weiter bis zum Hahneberg. Zusätzlich sollte eine Linie über die Falkenseer Chaussee ins Falkenhagener Feld und über die Daumstraße bis Haselhorst fahren. Denn: „Diese Strecken versorgen die dicht besiedelten Gebiete von Spandau besser.“ Weitere Ausbaustufen des Tramnetzes könnten die gesamte Heerstraße bis nach Charlottenburg, den Brunsbütteler Damm und Spandauer Damm, die Insel Gartenfeld sowie Kladow in Richtung Potsdam anbinden. „Das Land Berlin plant einen Tram-Betriebshof auf dem Gelände des heutigen Flughafens Tegel. Schon vorher kann im Umfeld des Johannesstifts ein erster Betriebshof entstehen“, heißt es in dem Konzept weiter.

U7 bis zur Heerstraße

Im zweiten Schritt sollten S-Bahn und Regionalverkehr optimiert werden. Hier fordern die Grünen ebenso wie CDU, SPD und FDP die Verlängerung der S-Bahn mindestens bis Falkensee sowie der Siemensbahn bis zur Insel Gartenfeld in Hakenfelde. Geprüft werden sollten darüberhinaus die Verlängerung der U2 bis zur S-Bahntrasse (Ruhleben) und ein dortiger Umsteigebahnhof sowie der Weiterbau der U7 bis zur Heerstraße. Da die Bauzeit einer Straßenbahn deutlich kürzer ist, soll die Tram die Versorgungslücken solange schließen, bis der U-Bahn-Ausbau abgeschlossen ist. Danach könnte die Tram als Zubringer die Bahnhöfe bedienen.

Mehr Buslinien am Stadtrand

Bei den Bussen wiederum sollte es neue Linien zu Tram, U-Bahn und S-Bahn geben – vor allem vom Stadtrand –, um den Knotenpunkt am Rathaus zu entlasten. Bessere Takte sollen die Wartezeiten an den Haltestellen verkürzen. Außerdem schlagen die Grünen mehr Buskaps vor, also vorgezogene Bürgersteige, damit die Spandauer mit oder ohne Handicap sicherer in die Busse kommen.

Eine zweite Fähre auf dem Wannsee

Weil Spandau ein „blauer“ Bezirk ist, fehlt im Verkehrskonzept der Grünen der Wasserweg nicht. An Regionalhäfen könnten zentrale Lieferpunkte entstehen, von denen aus Waren mit Lastenrädern an ihre Zielorte weitertransportiert werden. Havel und Spree können aus Sicht der Grünen aber auch für den ÖPNV genutzt werden, beispielsweise als BVG-Fähre von der Wasserstadt in die Altstadt. Um Kladow besser an den S- und Regionalbahnhof Wannsee anzubinden, wollen die Grünen auf dem Wannsee eine zweite Fähre fahren lassen. Das hatte auch die CDU schon angeregt. Die Idee lehnte der Verkehrssenat seinerzeit wie berichtet aber ab.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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