Flüchtlingsunterkunft wird die größte im Bezirk
Baustart für MUF an Quedlinburger Straße

Spatenstich: Dietmar Witt (Schrobsdorff Bau), Alexander Straßmeir, Christina Geib, Steffen Helbig, Oliver Schruoffeneger (r.). | Foto: Ulrike Kiefert
4Bilder
  • Spatenstich: Dietmar Witt (Schrobsdorff Bau), Alexander Straßmeir, Christina Geib, Steffen Helbig, Oliver Schruoffeneger (r.).
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

An der Quedlinburger Straße hat der Bau der Modularen Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) begonnen. Geplant sind 146 Wohnungen, ein Kieztreff und eine Kita. Bis Oktober 2023 soll das MUF stehen – zunächst für fünf Jahre mit der Option auf Verlängerung. Anwohner haben gegen die Unterkunft geklagt.

Auf der Brache an der Quedlinburger Straße 45 rollen die Bagger. Dort baut die städtische WBM zwischen dem Heizkraftwerk von Vattenfall, der Kunstgießerei Noak und Wohnhäusern eine Modulare Unterkunft für Flüchtlinge (MUF). Mit 146 Wohnungen für 576 Bewohner, einer Länge von 128 Metern und sieben Stockwerken wird es die größte Unterkunft im Bezirk.

Mit Kieztreff und Kita

Gebaut wird in Modulen aus vorfabrizierten Betonteilen, die auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden müssen. Anders als die Unterkünfte der ersten Generation haben die MUFs von heute kleine Balkone, Bad und Küche. 29 Wohnungen an der Quedlinburger sind für größere Familien, haben drei oder vier Zimmer. Zur Unterkunft gehören ein Kieztreff und eine Kita mit 60 Plätzen, die der Nachbarschaft offen stehen. Die Eröffnung des MUF ist für Oktober 2023 geplant. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) ist der Generalmieter der Wohnungen – zunächst für fünf Jahre mit der Option auf zweimalige Verlängerung um jeweils drei Jahre. Macht ergo elf Jahre. Danach sollen Studenten und Familien die Wohnungen beziehen.

„Wichtig für uns war, das hier kein Solitär steht, sondern der Bau einen Mehrwert für den Kiez hat“, sagte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) beim symbolischen Spatenstich. Stichwort neuer Kieztreff. Am nahen Mierendorffplatz gibt es zwar einen, „doch der ist überbelegt. Dort könnten wir die Räume zweimal vergeben." Auch WBM-Geschäftsführerin Christina Geib betonte die Vorteile fürs Quartier. Wohnungen würden dringend gebraucht, genauso wie eine "soziale Infrastruktur für die Nachbarschaft“. Gemeint sind Kieztreff und Kita.

Zuzugswelle hat wieder zugenommen

Bis „normale“ Mieter in dem Plattenbau wohnen können, wird es aber wie gesagt noch Jahre dauern. Bis dahin bleibt es eine Zwischenlösung. Denn: "Die Zuzugswelle hat wieder zugenommen", sagte LAF-Präsident Alexander Straßmeir. Im Schnitt kämen jeden Monat 2000 neue Flüchtlinge nach Berlin. 2020 waren es 6000 im ganzen Jahr. Anspruch auf eine Wohnung haben Flüchtlinge, deren Asylverfahren erfolgreich war oder die einen triftigen Grund für ein längeres Bleiberecht haben. Laut Straßmeir trifft das aktuell auf rund 10 000 Syrer, Iraker, Jemeniten, Afghanen oder Ukrainer zu. „Nur finden sie in Berlin nur schwer eine Wohnung.“ Deshalb baut das Land Berlin weiter Unterkünfte auf eigenen Grundstücken. Alle landeseigenen Wohnungsunternehmen, so auch die WBM, sind seit 2015 dazu angehalten.

Anwohner klagen gegen "Ghettoisierung"

Wenig begeistert von dem neuen MUF sind rund 90 Anwohner auf der Mierendorffinsel. Sie haben sich zur Bürgerinitiative Quedlinburger Straße 45 zusammengeschlossen, eine Petition gestartet und über einen Anwalt mehrere Widersprüche gegen die Baugenehmigung eingelegt. Weil den Widersprüchen nicht stattgegeben wurde, zogen die Anwohner vor Gericht. Die Klage ist noch anhängig. Was die Anwohner Land und Bezirk vorwerfen, ist, dass es keine Bürgerbeteiligung gab und sie von dem MUF erst aus der Presse erfahren mussten. In einem offenen Brief fordern sie Integration statt Ghettobildung. „Wir lassen nicht zu, dass an diesem kleinen Standort knapp 600 Flüchtlinge und 60 Kinder ghettoisiert werden. So gelingt keine Integration.“ Statt eine teure "Mega-Unterkunft" zu bauen, hätte man die Bewohner über den gesamten Bezirk verteilen können.

In Charlottenburg-Wilmersdorf leben aktuell rund 700 Flüchtlinge in vier Unterkünften. Das sind die Aufnahmeeinrichtung an der Eschenallee und die dortige Gemeinschaftsunterkunft, dazu die Soorstraße und das Containerdorf Fritz-Wildung-Straße. Ein weiteres MUF soll Anfang 2022 mit 194 Plätzen an der Brabanter Straße in Wilmersdorf in Betrieb gehen. In ganz Berlin leben derzeit rund 20 400 Menschen in 81 Unterkünften des LAF. Knapp 700 Plätze sind nicht belegt. Was laut Landesamt in etwa der Zahl derer entspricht, die innerhalb von zwei Wochen neu nach Berlin kommen und einen Asylantrag stellen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 234× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 993× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.