Stadtentwicklung
Bürgermeister begrüßt Karstadt-Neubau – Händler fürchten Verdrängung

Karstadt, wie es sich heute präsentiert. An die glanzvolle Vergangenheit erinnert der alter Gebäudeteil, der links zu sehen ist. | Foto: Schilp
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  • Karstadt, wie es sich heute präsentiert. An die glanzvolle Vergangenheit erinnert der alter Gebäudeteil, der links zu sehen ist.
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Karstadt am Hermannplatz soll abgerissen und nach historischem Vorbild wiederaufgebaut werden. Das kündigte der Eigentümer, die Signa Holding, Anfang des Jahres an. Bürgermeister Martin Hikel (SPD) hat das Projekt als „Chance für den Bezirk“ bezeichnet. Bei der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurde er um nähere Auskünfte gebeten.

Um es vorwegzunehmen: Das Kaufhaus liegt auf Friedrichshain-Kreuzberger Grund und Boden, dort liegt auch das Planungsrecht. Neukölln werde jedoch eng in die Gespräche einbezogen, so Hikel.

Signa hat den Star-Architekten David Chipperfield für das Vorhaben gewonnen. Er will das Gebäude von 1929 wiederauferstehen lassen – höher als heute, größer, mit seiner alten Art-Déco-Fassade und den zwei Lichttürmen. Auch die große Dachterrasse, die einst viele Menschen anzog, ist Bestandteil der Planungen.

Nicht jeder zeigt sich davon begeistert. Die Neuköllner Linken sprechen von einem „monumentalen Konsumtempel“, Anwohner und benachbarte Geschäftsleute befürchten eine Aufwertung des Hermannplatzes, mit der Verdrängung und unerwünschte Konkurrenz einhergehe. So wie Niloufar Kim Tajeri, die bei der BVV-Einwohnerstunde nach den möglichen Auswirkungen für die Gewerbetreibenden fragte.

Bürgermeister Hikel sagte: „Mein Eindruck ist, dass der Eigentümer ernsthaftes Interesse an einem Dialog mit allen Betroffenen hat und für gute Ideen offen ist.“ Ein Beteiligungsprozess solle in den nächsten Wochen starten. Der Neubau im alten Gewand werde mehr Besucher anziehen, wovon auch die Alteingesessenen am Hermannplatz, an der Sonnenallee und am Kottbusser Damm profitierten.

Keine Mall

Wie das Gebäude tatsächlich genutzt werden solle, sei noch nicht klar. Trotzdem nannte Hikel einige Eckpunkte: Karstadt bleibe, und Signa habe versichert, das keine Mall – also eine Ansammlung von Einzelläden – geplant ist. „Eine Mall am Hermannplatz wäre das Letzte, was benötigt wird“, so der Bürgermeister. Ebenfalls vom Tisch sei, den Textil-Discounter Primark als zweiten Hauptmieter ins Haus zu holen.

Laut Hikel habe der Eigentümer folgende Vorstellungen: soziale Einrichtungen wie ein Ärztehaus, Platz für Initiativen aus dem Kiez, Konzert- und Proberäume, ein Hotel. Die Dienstleistungen, die es im Karstadt-Gebäude gibt, sollten erhalten bleiben – Schneiderei, Wäscherei, Schlüsseldienst und mehr. Möglich sei es auch, Selbstständigen, die nicht mehr genug Platz in ihren Läden hätten, Flächen anzubieten. Der Bürgermeister betonte außerdem, für ihn sei es wichtig, dass die Karstadt-Angestellten ihren Job behielten – auch während der Bauzeit.

Signa geht davon aus, mit den Arbeiten, für die fünf Jahre veranschlagt werden, 2021/22 beginnen zu können. Ein ehrgeiziges Ziel, denn zuerst muss ein Bebauungsplan samt Öffentlichkeitsbeteiligung her. Das dauert in der Regel mindestens zwei Jahre.

In 16 Monaten errichtet

Zur Geschichte des Karstadt-Gebäudes: Architekt Philipp Schäfer entwarf es nach amerikanischem Vorbild. Es war zu seiner Zeit das größte kontinentaleuropäische Warenhaus mit einer Nutzfläche von rund 70000 Quadratmetern, sieben Geschossen, die von zwei Türmen überragt wurden. Die Bauzeit betrug nur 16 Monate.

Am 25. April 1945 sprengte die Waffen-SS das Gebäude, weil sie die dort gelagerten Lebensmittelvorräte nicht der Roten Armee überlassen wollte. Dabei kamen viele Menschen, die Essbares sichern wollten, ums Leben. In den 50er-Jahren wurde der heutige Bau errichtet. An der Hasenheide steht noch ein Teil des ursprünglichen Gebäudes mit seiner Travertin-Fassade.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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