Bezirksverordnete stimmen B-Plan zu
Gasometer wird fast komplett ausgebaut

So soll der bebaute Gasometer aussehen. Ganz oben ist eine Skylounge geplant.  | Foto: Veit Schütz
  • So soll der bebaute Gasometer aussehen. Ganz oben ist eine Skylounge geplant.
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Der Ausbau des Gasometers kommt. Die Bezirksverordneten haben den Bebauungsplan für den EUREF-Campus beschlossen. In den Gasometer will die Deutsche Bahn einziehen. An den Ausbauplänen gibt es viel Kritik.

Mit dem Mehrheitsbeschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat der Eigentümer des EUREF-Campus jetzt grünes Licht und kann den Gasometer fast komplett ausbauen. In der denkmalgeschützten Stahlkonstruktion wird ein Büroturm gebaut und zwar 14 Meter höher als ursprünglich geplant. Damit reicht der Büroturm bis zum vorletzten Ring. Ganz oben ist, wie berichtet, eine Skylounge mit Terrasse geplant. Der oberste Stahlring soll laut Eigentümer frei bleiben (www.berliner-woche.de/schoeneberg/c-bauen/innenausbau-vom-gasometer-beginnt_a301707).

2000 Arbeitsplätze im Gasometer

Mit dem Neubau im Gasometer entstehen 2000 Arbeitsplätze. Mieter der Büroräume ist die Deutsche Bahn, die am Standort ihre digitale Sparte konzentrieren will. Vom Hackeschen Markt auf den EUREF-Campus umgezogen ist im Juni bereits die Firmenzentrale der Gasag. Auch das Kundenzentrum hat dort einen neuen Standort gefunden.

Investor saniert marode Torgauer Straße

Bei der Abstimmung in der BVV votierten die Linken und ein Bezirksverordneter der Grünen gegen den B-Plan des Bezirksamtes, der die weitere Entwicklung des Campus’ auf der Roten Insel festschreibt. Die Grünen-Fraktion wollte die Abstimmung vertagen, was aber mehrheitlich abgelehnt wurde. Für die Grünen ist der BVV-Beschluss dennoch ein tragfähiger Kompromiss zwischen Kiez-Bedürfnissen und Investor-Interessen. „Auf dieser Grundlage können ein historisch gewachsener Kiez und Berlins modernster Industriepark mit dem Schwerpunkt auf erneuerbare Energien in guter Nachbarschaft zusammenwachsen“, sagte Fraktionschef Rainer Penk. Zwar seien nicht alle Anwohnerwünsche umgesetzt worden und eventuell hätte man über Details des Vorhabens noch länger verhandeln können, so Penk. „Aber entscheidend ist, dass ein jahrelanges Tauziehen nun ein Ende gefunden hat.“ Als Erfolge grüner Beharrlichkeit wertete Penk das Durchwegerecht für die Anwohner und den Wegfall der Planstraße zum Sachsendamm. Das bringe dem Bezirk nun zusätzlichen Raum für soziale Infrastruktur, zum Beispiel für einen Sportplatz. Außerdem konnte der EUREF-Investor zur Instandsetzung der maroden Torgauer Straße verpflichtet werden. Für die Grünen kommt bei der Planung auch der Denkmalschutz nicht zu kurz. „Innerhalb des Stahlgerüstes des Gasometers werden zwar 9000 Quadratmeter mehr Bürofläche als ursprünglich vom Bezirk gewollt entstehen“, so der Fraktionschef weiter. „Doch auch damit gibt es noch längst keine komplette Innenbebauung und der Charakter des Gerüstes bleibt erhalten.“ Außerdem erinnerte Penk daran, dass der Gasometer ursprünglich auch kein leeres Stahlgerüst war, sondern gewaltige Gastanks beherbergte, die erst viel später abgerissen wurden.

"Ein Schlag ins Gesicht"

Die Linken sehen das anders. Viele kritische Stimmen seien beim öffentlichen Beteiligungsverfahren nicht berücksichtigt und der Denkmalschutz weiterhin missachtet worden. „Das ist ein Schlag in die Gesichter derjenigen, die sich an dem Verfahren beteiligt haben“, monierte Christine Scherzinger, stadtpolitische Sprecherin der Fraktion. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung seien einseitig und würden zugunsten des Bezirksamtes und des EUREF-Chefs als Vorhabenträger ausfallen. „Wir haben bereits zu Beginn des Verfahrens gefordert, einen Kompromiss anzustreben, wie ihn das Landesdenkmalamt schon 2009 vorsah“, so Scherzinger. Demnach sollten mindestens drei Ringe des Gasometers frei bleiben.

Denkmalschützer schrieben offenen Brief

Auch viele Anwohner kritisieren die Pläne des EUREF-Eigentümers. Die Bürgerinitiative „Gasometer retten“ sammelte für eine Petition mehr als 6500 Unterschriften gegen die innere Bebauung des Gasometers. Der Verband Deutscher Kunsthistoriker setzte den Gasometer, wie berichtet, auf die Rote Liste bedrohter Denkmäler, um den Innenausbau des Industriedenkmals in der vom Investor angestrebten Höhe zu verhindern. Und der Verein ICOMOS Deutschland (Internationaler Denkmalrat) und das Internationale Komitee zum Erhalt des industriellen Erbes (TICCIH Deutschland) schrieben vor dem BVV-Votum einen offenen Brief an die Fraktionen. In dem Papier sprachen sie sich ebenfalls gegen die Bebauung des Gasometers aus.

Laut Bezirksamt gingen bei der öffentlichen Bürgerbeteiligung zum B-Plan 732 Stellungnahmen ein. Davon äußerten sich 382 positiv.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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