Bauherr stellt Pläne vor
Innenausbau vom Gasometer beginnt

Die EUREF AG will im 78 Meter hohen Gasometer ein Bürohaus hochziehen. Neu sind die Pläne nicht.  | Foto: EUREF-Consulting GmbH
3Bilder
  • Die EUREF AG will im 78 Meter hohen Gasometer ein Bürohaus hochziehen. Neu sind die Pläne nicht.
  • Foto: EUREF-Consulting GmbH
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Seit einigen Wochen wird die „Jauch-Kuppel“ demontiert. Der Innenausbau des Gasometers auf dem EUREF-Campus läuft auf Hochtouren. Was der Eigentümer vorhat, wo das Bezirksamt mitgeht und was die Anwohner dazu sagen, war Thema einer öffentlichen Videokonferenz. Größter Kritikpunkt: Gebaut werden soll 14 Meter höher als ursprünglich geplant.

Talkmaster Günther Jauch ließ dort seine Gäste schwitzen. Zuletzt war sie Veranstaltungslocation. Nun heißt es: tschüss, Glaskuppel. Seit Mitte Januar wird sie demontiert. Der Eigentümer des Gasometers, die EUREF AG, ließ die zerlegte Kuppel nach Düsseldorf bringen, wo das Unternehmen nach Berlin einen zweiten „Campus“ eröffnet.

B-Plan liegt noch bis 24. Februar aus

Der Abbau der Traglufthalle im alten Gasometer läutet den geplanten Innenausbau des Denkmals ein. Im vorigen September hatte das Bezirksamt beschlossen, den alten Bebauungsplan aus dem Jahr 2009 für den früheren Gasag-Standort am S-Bahnhof Schöneberg wiederaufzunehmen. Das Verfahren läuft bereits, der modifizierte B-Plan liegt noch bis zum 24 Februar öffentlich aus.

Anwohner kritisieren Pläne des Bauherren

Viele Anwohner kritisieren jedoch die Pläne des Eigentümers. Der will im Inneren des kreisrunden Gasometergerüsts ein Bürogebäude bauen und zwar 71 Meter hoch. Das sind 14 Meter mehr als die im alten B-Plan festgelegte Oberkante von 57 Metern. „Das ist so nicht akzeptabel“, sagte Johannes Zerger bei der Videokonferenz. Er ist Sprecher der Bürgerinitiative „Gasometer retten“, die sich im Oktober 2020 gegründet hat. Mit ihm teilten rund 7000 Anwohner die Sorge, dass der denkmalgeschützte Gasometer „bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet“ werde, so Zerger weiter. Die BI hatte deshalb bereits das Bezirksamt und die Denkmalbehörden angeschrieben sowie bei einer Online-Petition rund 6500 Unterschriften gesammelt. Denn ihrer Meinung nach werde der geplante Neubau bis ins oberste Geschoss das filigrane Stahlgerüst, das zum Wahrzeichen der Roten Insel in Schöneberg geworden sei und zur Stadtsilhouette Berlins gehöre, zerstören. „Noch sieht man hier malerische Sonnenuntergänge und schöne Gewitter“, bemerkte Zerger. Das Hochhaus im Gasometer dürfe deshalb die 57 Meter nicht überschreiten, damit wenigstens zwei Gerüstgeschosse und die Krone frei bleiben – wie es auch der Verein „Denk mal an Berlin“ fordert.

Johannes Zerger warnte außerdem vor einer „massiven Verschattung“ des angrenzenden Altbauquartiers, dem Lichtsmog, der vom neuen Bürohaus ausgehe, dem steigenden Autoverkehr, Lärm und Abgasen. Außerdem gebe es in der „Schöneberger Linse“ doch viele neue Büroflächen und somit keinen Grund, den Gasometer zuzubauen.

Kein Platz mehr auf dem Campus

Das sah Reinhard Müller anders. Denn mit dem Neubau im Gasometer entstünden auf zwölf Etagen immerhin 2000 neue Arbeitsplätze, betonte der EUREF-Vorstandschef. Die Frage, ob dafür nicht noch Platz auf dem Campus sei, verneinte Müller. Der Campus sei voll vermietet. Auf die kritisierte Höhe des Bürohauses im Innern des Gasometers ging Müller nicht weiter ein, gab aber einige Details bekannt. So soll die überwiegend gläserne Fassade eine hohe Transparenz des Gebäudes gewährleisten. In den oberen Etagen entstehen hinter der Stahl-Glas-Fassade Räume für Präsentationen und Events. Ganz oben wird eine öffentlich zugängliche Skylounge mit Terrasse errichtet – mit Rundblick aus rund 66 Metern Höhe auf Berlin. Der oberste Stahlring bleibt frei. Im grünen Stahlmantel wiederum, also im unteren Teil des Gasometers, ist ein Konferenzzentrum geplant, im unteren Erdgeschoss eine Tiefgarage. Zwischen Neubau und Stahlgerüst soll ein Meter Abstand sein. Bauen will EUREF denkmalgerecht und energieeffizient – wie bei den anderen Campus-Neubauten. Licht brennt in den Büroräumen nur, wenn dort gearbeitet wird. „Abends und nachts wird der Gasometer mit Jalousien verdunkelt“, so Müller. Mehr als 200 Millionen Euro investiert der Bauherr in den Ausbau. Mit jedem Geschoss wird gleichzeitig auch das historische Stahlgerüst instandgesetzt – unter Einsatz von Laser- und Sandstrahltechnik. Bis Ende 2023 soll das Projekt fertig sein.

Kompromiss zwischen Bezirksamt und Bauherr

Die höhere Bebauung im Gasometer ist eine Art Kompromiss zwischen Bezirksamt und Bauherr. So sieht der modifizierte B-Plan für das gesamte EUREF-Gelände eine reduzierte Geschossfläche von 163 800 auf 135 000 Quadratmeter vor. Im Gegenzug erhöht sich die Fläche im Gasometerhaus. Wobei Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) bei der Videokonferenz anmerkte, dass die Neubauhöhe noch nicht abschließend geklärt sei. Außerdem entfällt eine weitere Zufahrtsstraße vom Autobahnkreuz Schöneberg auf den Campus. Die hätte EUREF bezahlen müssen. Die Straße sei allerdings auch nicht nötig gewesen, so der Baustadtrat. Das hätte das eigene Verkehrsgutachten des Bezirksamtes von Dezember 2019 ergeben, wonach der ÖPNV stärker genutzt werde. Auf dem Campus ist außerdem ein L-förmiger Neubau für eine dreizügige Grundschule geplant. Stadtrat Oltmann erinnerte Reinhard Müller zudem daran, die alte Gasag-Brücke vom S-Bahnhof Schöneberg zum Campus nutzbar machen zu wollen – abgestimmt mit der Bahn: „Wir müssen beim Verkehr alles möglich machen, was machbar ist.“

Und wie geht es im B-Planverfahren weiter? Nach der öffentlichen Auslegung folgt die Beteiligung von Behörden und Trägern. Dann muss die BVV noch dem Abwägungsergebnis aus den Beteiligungen zustimmen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 103× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 543× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 504× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 480× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.